Am 24. Februar 2022 überfielen russische Streitkräfte völkerrechtswidrig den souveränen freiheitlich demokratischen Staat der Ukraine, womit ein bis heute anhaltender Krieg entzündet wurde. Die Invasion gilt als eine der größten militärischen Auseinandersetzungen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.
Fassungslos. Verzweifelt. Entsetzt. Ein Aufschrei hallt durch die Welt. Angst. Ohnmacht. Andererseits Hilfsbereitschaft und Solidarität. Europa steht zusammen, heißt es allenthalben. Zugleich der bittere Beigeschmack europäischer Flüchtlingspolitik. Nach wie vor sieht man zu, wie Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken oder in menschenunwürdigen Lagern – Stichwort „Moria“, Griechenland, fast schon vergessen – zusammengepfercht werden, um nur ein Beispiel zu nennen. Der Aufschrei hier hält sich in Grenzen.
Und wie schnell eben mal 100 Milliarden mehr für die Bundeswehr locker gemacht werden können. Unsere Zukunftsressourcen fließen nicht in die ökologische Wende, sondern in die Aufrüstung. Man möchte den damals schon betagten Max Liebermann angesichts der ihm zugefügten Ächtung unter dem Naziregime zitieren.
Stattdessen laden wir ein, sich auszutauschen auf unserem Blog I m a g i n e
Dabei ist es uns ein Anliegen, gerade als Schreibende, die grundlegende Unzulänglichkeit menschlicher Wahrnehmung in den Blick zu nehmen. Wahrnehmen heißt Wahrheit aufzuspüren, die in den offiziellen Diskursen eher verstellt scheint, als Transparenz zu gewähren. Unbehagen, was uns womöglich verschwiegen wird. Und jeder kann jetzt buchstäblich am eigenen Leib erfahren, was die Bilder des Schreckens mit uns machen, findet der Krieg vor der Haustür statt. Wir vermögen es nicht, von uns wegzurücken. Was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass Schrecken und Gewalt auch vorher weltweit Regionen erschüttert haben. Äthiopien, Taiwan oder Libyen. Vom Jemen und Syrien ganz zu schweigen. Vom Hunger in der Welt, gar von der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen obendrein. Weit weg hält sich der Aufschrei ebenso wie die Reichweite unserer Empathie in Grenzen.
Wie können wir im gegebenen Kontext der Versuchung widerstehen, mit den vielen ins Horn von stereotypen Meinungen und vorgegebenen Diskursen zu blasen, uns darin im Kreise zu drehen. Auch hier wieder beschleicht uns Unbehagen, etwa auf Demos beim Skandieren teils anachronistisch anmutender, abgedroschener Slogans.
Schreiben hingegen ist das Medium der Stunde. Wir gewinnen Distanz zum Geschehen und weiten den Blick. Das literarisch-poetische Durchdringen der Dinge, dem stets auch etwas Anarchisches anhaftet, geprägt von Eigensinn, bietet uns tiefer greifende Möglichkeiten, Wahrheit aufzuspüren. Weniger gründet dabei unsere Wahrnehmung allein auf faktischem Wissen, das suggeriert, die Lage im Griff zu haben, als überdies auf Empfindungen, einhergehend mit Ahnungen, Imagination. Dabei eröffnen sich Denk(T)Räume, unser aller Sehnsucht nach Frieden & Freiheit geschuldet. Vorschläge entsprechender Lektüren sind in Vorbereitung.
Schreiben wir also und kreieren solchermaßen inneren Frieden ins Außen hinein.
I m a g i n e Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin*
Ihre/Eure Hartmut & erf
fanger & fanger
schreibfertig.com
*Brecht zugeschrieben, stammt der Ausspruch in Wahrheit von der US-amerikanischen Autorin Charlotte Keyes: „Suppose They Gave a War an No One Came“ (1966)
Petra Stahl (Mittwoch, 07 September 2022 16:17)
Bleiben wo ich nie gewesen bin
ankommen ohne einen Atemzug Ruhe
ich gleite in viele Richtungen
verliere mich und werde nicht gefunden
Ich habe heute
nichts zu sagen
Nur Laub im Kopf und
trocknes Knistern
Eine Nachricht
wie ein Streichholz
würde mich verbrennen
ohne dass ich es merke
Wagnis
Wo immer wir anhalten
aufsteigen, in uns gehen.
Gegenüber ist jemand, etwas.
Nah genug zu erkennen und
im Abstand, der sich verschiebt
Seelenabstand. Lebensberührung
Mariam Salehizadeh (Mittwoch, 27 April 2022 16:43)
Wenn wir uns selber sicher wähnen,
wenn wir uns im Wohlbehagen dieser Welt hinlegen
und die Augen vor dem schließen, was in uns an Gewalt schlummert,
dann wissen wir nicht, was tun, wenn Krieg ist.
Petra Thelen (Montag, 25 April 2022 09:17)
Hallo liebe Barbara,
danke für diesen Text, den ich nicht bewerten möchte. Ob er schön ist, oder richtig oder wahr, denn - es ist wie es ist - und ich schaue nach einer friedvollen Umarmung. Auch ich sitze zum Trost in den Bäumen und bin dankbar und glücklich von einem Stück Frieden umwachsen und verbunden zu sein. Kleine Quellen, die meinen Weg kreuzen, an denen ich mich, auch wenn es nur Minuten sind am Tag, erfrischen kann.
Petra
Barbara Schirmacher (Freitag, 22 April 2022 15:41)
Das Eine und das Andere
Wie leben mit dem Krieg in der Ukraine
„Ich bin verzweifelt, dass ich immer mehr Waffen fordere...“, sagt eine ukrainische Autorin.
Details einsammeln, Zwischentöne suchen, leise Wörter zusammenfügen, im Chaos der zusammenbrechenden Welt Sinnlinien suchen. Wenn möglich, durchdringen zu einer Essenz. Doch die eine gibt es nicht. Gibt es verschiedene Essenzen? Allenfalls vorläufige, in jedem Moment aufhebbar beim Auftauchen neuer Aspekte, anderer Blickrichtungen, Blickwinkel, Perspektiven und den daraus folgenden Schlüssen auf eine mögliche Realität. Ich fröne diesem Tun Morgen für Morgen, seit der Diktator Putin mit der geballten Kriegsmaschinerie eines Riesenlandes – ich schreibe nicht seines Riesenlandes, denn es gehört ihm nicht, auch wenn er jeden einzelnen Mann, jede einzelne Frau, jedes Kind in Mithaftung zu nehmen versucht – das Nachbarland Ukraine überfallen hat.
Dort schlagen Raketen in die Häuser, auf fliehende Menschen wird geschossen, Ma-riupol, die große Hafenstadt am Asowschen Meer wird stranguliert, ist „gefallen“, heißt es, doch das wird bestritten. Ich sitze am Küchentisch in der Fensterecke mit der Aussicht in den blühenden, Grün treibenden Frühling vor meiner täglichen Mahlzeit, einfach und leicht, möglichst gesund und schmackhaft, und denke an die Menschen in den Kellern von Mariupol, wohin schon lange kein Nachschub gelangt. Das Grauen lässt den Löffel in der Hand erzittern.
Morgen für Morgen hole ich in der Frühe die Zeitung aus dem Kasten , lese Inter-views mit ukrainischen und russischen Autoren, Wissenschaftlern, Künstlern, blicke mit ihren Vergrößerungsgläsern auf deutsche Politik, lese die Analysen deutscher Professoren. So viel Wissen, so viel Lebenserfahrung und so entsetzlich viel Ah-nungslosigkeit beim Umgang mit der Realität eines Machthabers, der seine brutalen Großmachphantasien nicht versteckt hat. Auch Hitler hat kein Geheimnis aus seinen verbrecherischen Absichten gemacht, und doch und doch und doch. Wir wollen dem Bösen nicht ins Auge sehen. Immer wieder. (Bei aller Unterschiedlichkeit der histo-rischen Situation,) Wir haben scheinbar Gründe. Wir bauen uns ein Weltbild und passen den Anderen ein, ob es passt oder nicht, solange es uns einleuchtet, weil es uns scheinbar nützt... „Wandel durch Handel“. Die vermeintliche Zauberformel, die sich als faul erwiesen hat. Die Bedröhnungsdroge, die beim hochrangigen politischen Personal, Bundeskanzlerin, Außenminister und Bundespräsident in vorderster Linie, den Blick verschwimmen ließ. Zu unser aller Schaden.
Und das Andere ist das Staunen. Das Anhalten, Stehenbleiben. Das Unterbrechen und einen anderen Zeitenlauf spüren.Dieser riesige Kirschbaum jenseits des Zaunes mit seinen Abertausenden Knospen dicht an dicht. Ich kenne ihn doch. Ich kann sein Bild abrufen. Dieses Blühversprechen, auf den hervorlugenden Blütenblättern der
frühe warme Schimmer der Morgensonne.
Ich habe vor ihm gestanden, fast schockiert von der puren überreichlichen Schönheit. Mit angehaltenem Atem. Ergriffen. Wie gebannt. Soll das wirklich im vorigen Früh-ling gewesen sein? Ist ein Jahr vergangen? Hat sich das Rad des Lebens einmal voll-kommen gedreht? Ich ringe um Fassung. Setze meinen Morgenweg langsamer fort. Aufgehoben in dieser Erfahrung der Wiederkehr, der Verlässlichkeit. Ich bewege mich auf dem guten Grund des Lebens auf dieser Erde. Ich bin ein Teil davon und ihm gleichzeitig gegenüber. Ich kann ihn anschauen und staunen. Und in ihm sein.
Petra Thelen (Sonntag, 10 April 2022 09:06)
Melodien
Den Raum
Erhellen mit Licht
Eine Insel im Krieg
Frieden
Petra Thelen (Dienstag, 05 April 2022 07:23)
Schwarz
Verbrannt anmutende
Starke Äste rauschen
Ohnmächtig in tiefem Rot
Stille
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Wohin das Auge reicht, Verheerung hat sich Platz gemacht
Die Medien halten drauf, mit Bildern aus der Wirklichkeit?
Wer kann da schon die Wahrheit wissen, vorbei jede Vertraulichkeit
Das Leben hat jetzt einen andren Sinn, und Niemand wacht
Im Nahen europäischen Gefilde, da tobt der Krieg seit Wochen
Sind auf der Flucht nicht nur Kinder, Frauen, Tiere, nein auch Männer
Selbst Journalisten die in Gefahr sich stets begeben, sind nicht alles Kenner
Und jeder der Bescheid weiß, will auf sich und seins krass pochen
Mein Gott was ist das alles für ein Irrsinn
Als gäbe es nur diese eine Wahrheit
Am Abend schon ganz müde, lauf ich zum Fernsehen hin
Über den Bildschirm Bilder rennen, eins nach dem andern
Mein Herz zerspringt in tausend Teile
Die Tränen in mir lautlos wandern.
________________________________________________
Es ist kein Traum wenn Krallen packen mich am Halsgelenk
Von hinten soll die nächste Kugel treffen, mich zu Staub und Asche schießen
Das Fahrrad donnert auf die Straße mein Blick ist gar nicht schnell genug
Doch meine Hände reiß ich in die Höhe, will Frieden stiften
Da schon durchbohrt mich dunkler Schmerz.
Das war`s dann, vielleicht auch gut so,
doch eines will ich sagen, ich wäre so gern in Frieden aufgestiegen.
Kein Ast kann mir die Arme tröstend reichen
Wenn meine Stimme halb erloschen, gen Himmel ruft
Ich lass mich hier nicht beugen oder unterwerfen
Entsetzen in den Wolken hängt und donnert
Kein Gott den Zauberstab gen Osten richtet
Und auch der Papst hat andere Sorgen
Zieht er sein Bein doch hinkend hinter sich
Der Glauben an die Menschheit, schon lange brüchig wie ein Sandstein
Auf der die Festung niemals hält, der Kiesel rieselt lautlos
Und löst sich auf zu Staub, um zu bedecken die Kadaver.
Verkohlte Hände lassen glänzen den Ring der ewigen Treue
Auf Gold ist niemand aus, es geht hier nur um eines
Vernichtung
Es ist kein Traum wenn Hände mich packen am Halsgelenk
Von hinten soll die nächste Kugel treffen, mich zu Staub und Asche schießen
Das Fahrrad donnert auf die Straße mein Blick ist gar nicht schnell genug
Doch meine Hände reiß ich in die Höhe, ergeb` mich doch, will Frieden stiften
Da schon durchbohrt mich dunkler Schmerz.
Das war`s dann, vielleicht auch gut so,
doch eines will ich sagen, ich wäre so gern in Frieden aufgestiegen.
Im Traum mir wenige Gesichter in die Augen schauen
Glieder verfolgen meinen Weg, greifen über zarte Schultern
Schweißgebadet haut mir Elend in das blasse Maul
Ich laufe, renne stürze, kopfüber in den Fluss
Kalt und eisig meine Haut sich rötet
Es ist auch Blut an meinen Händen
Auch wenn ich denke, dass es nicht so ist.
Petra Betcher (Freitag, 01 April 2022 16:28)
Vereine Europa in Frieden
Europas Herz blutet, weint,
wieder fallen die Bomben.
Aus vorherigen Kriegen keine Lehren gezogen,
wiedermal die Menschheit um den Frieden betrogen.
Frieden durch Gewalt.
Wie erfährt Europa Heilung,
wo das schwächste Glied stirbt.
Fort mit Bomben, zersplitterten Knochen,
zum Schweigen verdammte-Ohnmacht.
Schrei um Hilfe überall man hört.
Ich kämpfe mit dem geschriebenen Wort,
dem gesprochenen Wort,
denn endlich aufgewacht,nicht länger zugeschaut!
Schrei Wut und Angst herraus!
Zeig den Blinden mit Gleichgesinnten-
Krieg macht keinen Sinn!
Ich mal ein Bild, schreib ein Buch,
sing ein Lied.
Auch Du kannst das.
Spende Trost, Beistand!
Zeig Dein Herz ist dabei!
Bereite der Tragödie ein Ende!
Vereine Europa in Frieden!
Petra Betcher (Dienstag, 29 März 2022 16:53)
Vereine Europa in Frieden
Europas Herz blutet, weint,
wieder fallen die Bomben.
Aus vorigen Kriegen keine Lehren gezogen,
wiedermal die Menschheit um den Frieden betrogen.
Frieden durch Gewalt.
wie erfährt Europa Heilung,
wo das schwächste Glied stirbt.
Fort mit Bomben, zersplitterten Knochen,
zum Schweigen verdammte Ohnmacht.
Schrei um Hilfe-überall man hört.
Ich kämpfe mit dem geschriebenen Wort,
dem gesprochenen Wort,
denn endlich aufgewacht, nicht länger zugeschaut!
Schrei Wut und Angst herraus!
Zeig den Blinden mit Gleichgesinnten-
Krieg macht keinen Sinn!
Ich mal ein Bild, schreib ein Buch,
sing ein Lied.
Auch Du kannst das.
Spende Trost, Beistand!
Zeig Dein Herz ist dabei!
Bereite der Tragödie ein Ende!
Vereine Europa in Frieden!
"Atomversuche" Text: Petra Betcher
Das Wasser des Pazifiks ist tiefblau.
Fische tummeln sich in ihm.
Bunte Pflanzen zieren den Meeresgrund.
Friedliche Stille. Wie lange noch?
Bald werden Bomben,
genauer gesagt Atombomben sie zerstören.
Kilometerweit ertönt eine Detonation.
Schäumend bäumt sich das Meer.
Beginnendes Sterben unter Wasser.
Man spricht von Frieden und Menschlichkeit!
Zeigt sie sich hier?!
M i A (Dienstag, 29 März 2022 15:32)
F L I E D E R
Flieder blüht, Köpfe sausen,
Frieden nicht länger selbstverständlich.
Flieger in der Nähe brausen,
Alte Feindschaft neu befremdlich.
Von jetzt auf gleich Alles verlier’n,
Die Lieben, Beruf, Selbstverständlichkeiten.
Seelen, Leiber beginnen zu frier’n,
Entrissen wurden der Sicherheit Ewigkeiten.
Von Tag zu Tag wird sie selbstverständlicher,
Neue Ordnung wie immer schon gedacht.
Früherer Sicherheitsglaube befremdlicher,
Alles wird nun neu bedacht.
Flieder blüht, beruhigt die Sinne,
Gemeinsam Hoffen auf den Frieden.
Der Wahnsinn komme von seiner Zinne,
Oh möge Liebe und Güte den Krieg versieden.
Petra Betcher (Montag, 28 März 2022 17:05)
Durch das Dunkel hindurch zum Licht
Es herrscht Krieg,
wer kann das verstehen?
Viele Menschen müssen leiden
und wünschen ihn zu umgehen.
Mütter und Kinder weinen,
denn im Luftschutzbunker wir nicht die Sonne scheinen.
Bomben dröhnen ins Land
und damit der Friede endgültig verschwand.
Miteinander friedlich zu kommunizieren
fällt schwer in so einem Bombenmeer.
Doch was können wir tun?
Mit unseren Spenden helfen,
bei Konzerten, Liedern, gedichten und Geschichten.
So können wir helfen den Feind zu vernichten.
Stoppt den Krieg!, denn nie wieder Krieg!
Für Frieden und Menschlichkeit macht Euch bereit!
Ursula Mommsen (Samstag, 26 März 2022)
MASSAKER
Sie schaut keine Krimis. Sie sieht sich keine Actionfilme mit tödlichen Kämpfen an. Sie schließt die Augen und hält sich die Ohren zu, wenn unerwartet Szenen von Mord und Totschlag auftauchen. Nun soll ein Drama auf offener Straße geprobt werden, in dem es um einen Überfall einer fremden Macht geht. Jemand versucht sie zu überreden doch mitzumachen. Sie sei talentiert, würde das bestimmt sehr gut machen und Spaß dabei haben. Doch sie will nicht mitspielen, blieb bei ihrem Nein, kehrt der Situation den Rücken und geht weg. In der Nähe steht ein Haus. Sie betritt den Gebäudekomplex, befindet sich nun im Treppenhaus.
Es ist ein hohes Haus. Sie beginnt die Stufen hochzusteigen. Eine Treppe nach der anderen. Erster Stock, zweiter Stock, dritter Stock, bis sie in der obersten Etage ankommt. Eine Tür führt ins Freie auf eine Dachterrasse, die von einer kleinen Mauer umgeben ist. Dort halten sich schon andere Menschen auf, die sie aber nicht kennt. Sie tritt an die Mauer und späht herab. In der Tiefe sieht sie die Straße und den Platz, auf dem die Darsteller des Dramas miteinander sprechen, gestikulieren und um die Rollen verhandeln.
Obwohl sie so weit entfernt ist, kann sie verstehen, was gesagt wird. Zwei Männer diskutieren darüber, dass zur Hälfte des Stückes die Rolle des Herrschers von einem der Männer auf den anderen übergeht, wie es zuvor in einem Vertrag vereinbart worden sei. Das müsse nun auch umgesetzt werden. Diese Entscheidung hat Auswirkungen auf ein anderes dominantes Paar. Zwischen ihnen soll nun auch zeitgleich mit den anderen ein Rollenwechsel stattfinden. Das hat zur Folge, dass nun ein alter Mann, dessen Zeit eigentlich schon abgelaufen ist, das Sagen haben wird.
Die Probe beginnt. Das Ensemble hat sich aufgeteilt in die Gruppe der Verteidiger und die der Angreifer. Rufe und Lärm dringen zur Dachterrasse herauf. Holzlatten knallen aufeinander. Schüsse knallen. Plötzlich ändern sich die Geräusche des Getümmels. Entsetzte Schreie sind zu hören, Ausrufe von Schmerz, übertönt von Wutgeheul. Aus einer Seitenstraße ergießt sich ein Trupp fremder Krieger auf den Platz, martialisch gekleidet, in Kriegsbemalung, ausgestattet mit richtigen Waffen, aber wie aus einer anderen Zeit. Sie schlagen und stechen zu, metzeln nieder. Sie spielen nicht, ihre Attacke ist Ernst. Schon liegen Tote auf dem Platz. Und der Wahnsinn geht weiter.
Ihr Inneres gefriert vor Schrecken. Sie fleht die anderen Menschen auf der Dachterrasse an, nicht über die Mauer zu schauen. Die Angreifer dort unten sollen keine Köpfe dort oben sehen und ihren Angriff auf das Haus ausweiten. Viele fliehen ins Innere des Hauses, suchen ein Versteck, auch sie. Lange Korridore ziehen sich die Stockwerke entlang, einige Türen gehen davon ab. Sie folgt einer Gruppe Jungen, die durch eine der Türen zu einem geheimen Treppenhaus kommen, das in die Tiefe führt. Es ist verwinkelt, hat viele Abzweigungen. Sie fürchtet, aus diesem Treppenlabyrinth später nicht wieder herauszufinden. So kehrt sie um und zurück auf eine Etage.
Hinter einem Winkel, in dem Holzstapel untergebracht sind, kauert eine Familie mit einem Baby. Sie fragt, ob sie sich in dem Holz verstecken dürfte. Ja, sagt der Vater. Doch plötzlich kommen ihr Bedenken. Wenn sie von dem Feind dort entdeckt werden würde, würde sie die Familie mit verraten. So rennt sie lieber weiter, den langen Korridor entlang. Ganz hinten links ist eine unverschlossene Tür. Der Raum ist leer, es ist ein Badezimmer mit einer Dusche und einem Stuhl. Würde sie sich dort verstecken und jemand dann den Raum von außen abschließen, würde niemand später ihre Hilferufe hören und sie würde dort verhungern, verdursten. Sie rennt weiter.
Schon hört sie unten im Haus den Kriegslärm der Angreifer. Schreie gellen durch das Treppenhaus. Die Fremden haben doch ihren Vernichtungszug ausgeweitet. Sie scheinen sich sicher zu sein, dass niemand in dem Gebäude ihrem Wüten entkommen kann. Da dreht sie um. Rennt und rennt zurück zu dem Badezimmer. Versteckt sich hinter der Tür. Hofft, dass einer der blutrünstigen Krieger nur einen Blick hinein wirft, niemanden sieht und gleich wieder davon stürmt, um anderswo ein Opfer zu finden. Ihr Herz schlägt rasend, es klopft wild vor Angst. Sie hofft, dass die Aufruhr ihres Herzens nicht jenseits der Tür zu hören ist. Der tödliche Tumult im Haus geht weiter, kommt langsam näher. Noch ist nichts entschieden.
Das wacht sie auf. Gelähmt von diesem Traum liegt sie in ihrem Bett. Es ist der 11. März 2022.
Manja (Donnerstag, 24 März 2022 15:42)
Die tragischsten Geschichten schreibt das Leben.
Das ist mir wieder aufgefallen.
Wenn die Tränen der Menschen echt sind,
weil sie fliehen müssen,
ihre Lieben zurücklassen müssen,
im Bombenhagel.
Der Schmerz auf den Gesichtern derjenigen,
die zurück bleiben,
weil sie befürchten müssen,
selbst getötet zu werden.
Und dann die beiden Protagonisten,
der Agent und der Komiker,
der Eine, der sich einmauert, der Widerstand unterdrückt, der am Altern festhält,
der Andere, der das Neue sucht, nach außen geht, der mitreißt und inspiriert,
der Eine, der sich vor dem Tod versteckt, aber gleichzeitig den Tod über viele bringt,
der Andere, der sich jetzt seit vier Wochen jeden Tag neu dem Gedanken stellen muss, jederzeit sterben zu können.
Ein Traum, wenn sich beide in echt begegnen könnten.
Ich sehe die Blicke vor mir, die sie sich zuwerfen würden.
Der Eine versteinert, der Andere voller Schmerz.
Der Eine verächtlich, der Andere eindringlich.
Der Eine stumm, der Andere mit der Hand am Herz.
Wäre dieses Gespräch in einem Buch,
mich würde es mitreißen.
Letztendlich glaube ich, dass es etwas Persönliches ist.
Denn der König hasst die Narren.
Er lässt sie nur zu, wenn sie neben seinem Thron sitzen.
So war es schon immer.
Aber Herr König, es lässt sich nicht durchhalten.
Wir sterben alle. Alles verändert sich.
So war es schon immer.
Mariam Salehizadeh (Donnerstag, 24 März 2022 07:36)
Unbekannte Möglichkeiten
Wirklich erstaunlich ist, dass es mich gibt. Eines Tages, eigentlich war es Nacht, da kreuzte ich so quer vor mich hin. Es gab mich noch nicht wirklich, ich war ein Potential. Ich traf viele meiner Landsleute im Universum, alle waren sie Potentiale, wir alle wussten zwar genau, wer uns erschaffen hatte, wir wussten nur nicht, ob jeder von uns irgendwann einmal etwas mehr werden sollte, als das, was er jetzt war.
Wie gesagt, eines Tages im dunklen Universum, als ich vor mich langsam hin und her kreuzte, da schlief ich ein – noch nie war mir das passiert und als ich erwachte, wusste ich genau, wo ich bin. Nur wusste ich nicht mehr, woher ich kam. Ich war nicht mehr nur eine Möglichkeit, nun gab es mich wirklich. Seitdem versuche ich zu verstehen, warum es mich gibt. Und warum es all die anderen gibt. Warum die eine Möglichkeit ein unterhaltsamer Clown geworden ist, der die Kinder dieser Welt zum Lachen bringt. Und das andere Potential zu einem aufgeblähten, traurigen Despoten ausgewachsen ist, der sein Glück darin sucht, über Leben und Tod zu entscheiden.
Nun gibt es mich wirklich und noch für eine Weile lässt sich das wohl nicht ändern. Eines Tages werde ich mich dazu durchringen müssen, meine Rückreise anzutreten, obwohl ich den Ort meines Ursprungs vergessen habe. Immerhin erinnere ich mich an mein Leben als Potential, als ich noch eine Möglichkeit war und in der Ungewissheit, was aus mir mal werden würde, ein wunderbarer Zauber lag.
erf (Mittwoch, 23 März 2022 18:26)
Liebe Barbara,
vielen Dank für diesen erchütternden Beitrag. Mir versagt immer wieder die Sprache. Und es fällt mir angesichts der Wucht der Ereignisse dieser Tage nichts anderes als ein eingeschüchtertes "unglaublich" ein. Und da steckt in den Bildern dieses kleinen Textes auch noch so eine wütend, spöttisch und trotzig vor die Füße des russischen Panzerfahrers geschleuderte Poesie drin - 'unglaublich'.
Barbara Schirmacher (Mittwoch, 23 März 2022 18:11)
Nach dem Überfall am 24. 2. 2022
Eine ukrainische Frau ruft
einem russischen Panzerfahrer zu,
er möge sich eine Handvoll
Sonnenblumenkerne
in die Hosentasche stecken,
Damit Sonnenblumen aufwachsen,
wenn sein Körper
in der ukrainischen Erde verwest.
So ist er wenigstens zu etwas nütze
Christa Hilscher (Freitag, 18 März 2022 09:42)
Der Film
„Wenn ich einen Film mache, spüre ich nichts. Ich sehe die Figuren, die Panzer, die Ruinen. Sehe das Rennen, höre die Schreie. Stelle die Sequenzen zusammen, lasse alles noch einmal durchlaufen. Ich will nur einen guten Film machen. Verstehst du das?
Hinterher bin ich meistens sehr erschöpft, so wie jetzt. Du siehst es ja, hörst meine müde Stimme. Gib mir eine Zigarette, ich muss eine rauchen.“
Ich lass ihn stehen, wende mich ab, gehe aus dem Raum. Nein, so wie ich es ihm beschrieb ist es ganz und gar nicht. Jedes Bild brennt sich ein in mir. Was geht es diesen Reporter an. Ich stehe hier im Flur, lehne an der Wand. Das Haus vibriert. Sind es die Nerven, hatte ich zu wenig gegessen, vergessen zu trinken. Es rollt von draußen wie Donner. Es rauscht, zischt in meinen Ohren. Mein Gott, dieses Pfeifen. Die Fenster krachen, Glas, ich stürze
molnar franz (Freitag, 11 März 2022 22:08)
Im Krieg und in der Liebe stirbt Wahrheit zuerst! So, oder so ähnlich heißt es wohl.
Leider stirbt aber nicht nur die Wahrheit, an Tagen wie diesen, wo Heimat verloren geht, für Bodengewinn !
An Tagen wie diesen !
Ich fühle im Herzen, diese Leere.
Trauer und Einsamkeit,
und meine Tränen füllen Meere –
seit einer Ewigkeit!
An Tagen wie diesen,
wo die Felder brennen –
Wo Menschen schweigen,
die die Wahrheit kennen.
Soldaten ziehen in ein fremdes Land,
Wo junge Frauen entflieh`n,
aus der Heimat verbannt!
Männer die nach Männer spähen
Über Kimme und Korn
Männer die einst Kinder waren,
von jungen Frauen gebor`n .
Und nun spähen sie über ihre Gewehre-
Ich fühle Trauer und Einsamkeit.
Meine Tränen füllen Meere-
Seit einer Ewigkeit!
In ein fremdes Land,
Herrscher schicken dich -
Wo ohne Widerstand,
junges Leben ausgelöscht
.... mit einem Federstric
erf (Freitag, 11 März 2022 16:55)
Ein Liebespaar, ein ganz junger Mann, eine ganz junge Frau, eng umschlungen. Die junge Frau weinend. Der junge Mann, ihr übers Haar streichelnd, sie zu trösten suchend. Aber es gibt keinen Trost. Er wird an die Front gehen. Jetzt. Morgen kann er tot sein. Es zerreißt das Herz. Es zerreißt unser aller Herzen. Es zerreißt das Herz der Welt. Ein Schrei unser aller Seelen hallt hinweg über den Globus. Gellend. Es zerreißt unser aller Träume, es zerreißt unseren Morgen den Mittag den Abend die Nacht und verdunkelt unsere Gedanken. Ein schwarzer Schatten taucht unsere Welt in Trauer. Ein schwarzer Schatten stachelt unser aller Sehnsucht an ... geht ins Leere. Tränen, Tränen, Tränen.
Frauen
die weben
geduldig goldene
Fäden, rote und grüne
und schwarze der
Trauer in die
kalte Mechanik des Ganzen
Frauen sorgen für
den Unterschied
Sabine (Freitag, 11 März 2022 15:07)
Kriegszeiten
Ich stolpere durch meine Tage, im Hintergrund auf einer Leinwand laufen irrwitzige Kriegsszenen: Bomben auf Städte, fliehende Menschen, verängstigte Kinder. Ich träume schlecht und lebe schwer in diesen Tagen. Werde ich aus meiner selbstgestalteten Welt herausfallen in eine Realität, die ich niemals wollte, die so viele Menschen nicht wollen. Wie können wir diese Maschinerie aufhalten? Was wirkt, wo Worte und Diplomatie versagen? Welche Götter können wir anrufen?
Der Himmel farblos heute Morgen, von allem tropft Müdigkeit, das Schilpen der Vögel gedämpft. Vielleicht hat die Zeit mich abgenutzt, hat Dellen und Risse hinterlassen, die ich nicht zu schließen vermag. Aus ihnen quillt Seelenflüssigkeit, bitter und süß, und rinnt auf die Erde.
So vieles so oft gedacht, so vieles so oft gewünscht, vieles so oft gesagt, vieles so oft erlebt – wie treten wir raus aus dem Rad der Wiederholungen, der falschen Sehnsüchte in ein morgenfrisches Land?
Sabine (Mittwoch, 09 März 2022 14:44)
Während des Zweiten Weltkriegs organisierte ein Berater des Premierministers Winston Churchill eine Gruppe von Menschen, die jede Nacht zu einer bestimmten Zeit innehielten, was auch immer sie taten, um in der Gemeinschaft für den Frieden, die Sicherheit und die Sicherheit der (ansässigen) Menschen in England zu beten.
Das taten sie jeden Tag, und es war, als würde die Stadt stillstehen, so groß war die Macht des Gebets.
Das Ergebnis war so überwältigend, dass die Bombardierungen nach kurzer Zeit eingestellt wurden!
Jetzt organisieren wir uns wieder, eine Gruppe von Menschen verschiedener Nationalitäten, um eine Minute lang für die Sicherheit unserer Länder zu beten, für ein Ende der Probleme, die uns unterdrücken und bedrücken, und dafür, dass Gott die Entscheidungen unserer Regierenden leitet.
Wir werden uns zu folgenden Zeiten treffen:
Österreich 16:00 Uhr
Schweiz 16.00 Uhr
Deutschland 16.00 Uhr
Spanien 16:00 Uhr
Portugal 15:00 Uhr
Kanarische Inseln 15:00 Uhr
Costa Rica 20 Uhr
Kolumbien 19:00 Uhr
Nicaragua 20:00 Uhr
Ecuador 19:00 Uhr
Guatemala 20:00 Uhr
Mexiko 20 Uhr
Panama 19 Uhr
Honduras 18 Uhr
El Salvador 20:00 Uhr
Venezuela 18 Uhr
Uruguay 17 Uhr
Paraguay 17 Uhr
Brasilien 18 Uhr
Argentinien 17 Uhr
Chile 17 Uhr
Italien 16 Uhr
England 15 Uhr
Bitte unterstützen Sie uns bei dieser Initiative. Wir werden jeden Tag zu den festgesetzten Zeiten eine Minute innehalten, um für den Frieden in der Welt zu beten, für ein Ende der Konflikte und für die Wiederherstellung der Ruhe in allen Völkern der Erde, und dafür, dass die Familien auf Gott für ihre Sicherheit und ihr Heil schauen.
Wenn wir die enorme Macht des Gebets verstehen würden, wären wir erstaunt.
Wenn Sie diese Bitte an Ihre Kontakte weiterleiten können, können wir mit unserem Gebet ein Wunder bewirken.
Stellen Sie den Wecker auf Ihrem Handy jeden Tag zu der für Ihr Land eingestellten Zeit und beten Sie eine Minute lang für den Frieden ����".