Dr. Erna R. Fanger und Hartmut Fanger MA
Seit über 20 Jahren erfolgreiche Dozenten für Kreatives und Literarisches Schreiben, Fernschule, Seminare, Lektorat
Ausschnitt aus dem Artikel „Schreiben ist machbar“ von Hannes Vater in der „TAZ am Wochenende, Nord“ Thema „aus- und weiterbildung“, „die verlagsseiten der taz nord“, Sonnabend/Sonntag 1./2. September 2018,Seite 51:
Von Hannes Vater
Die eigene Stimme finden
Um aus der großen Masse an Veröffentlichungen herauszustechen, sollte man auf bewährte Prinzipien zurückgreifen, das allerdings auf möglichst ganz neue Art und Weise. Was leichter klingt als es ist. Erna Fanger, Dozentin für kreatives und literarisches Schreiben und Leiterin der Schreibschule, „Schreibfertig“, rät ihren Schülern, eine eigene Stimme zu finden „geprägt von Authentizität und Eigensinn“. Im Ansatz verfüge jeder über so eine Stimme, die sich mit der Zeit entfalten will. Der optimale Schreibstil ist natürlich auch genreabhängig. Kriminalromane brauchen eine andere Sprache als Liebesgeschichten. Was aber noch wichtiger sei, ist der innere Antrieb: „Ein bestimmtes Anliegen, das uns bewegt, für das wir brennen und das wir mitteilen wollen." Christa Hilscher, 67, spielt seit ihrer Jugend gern mit Wörtern, schreibt Träume auf, Kummer und Ängste. Durchs Schreiben verliere sie die Schwere. Um sich zu disziplinieren und besser schreiben zu lernen, wandte sie sich an, „Schreibfertig“. Sie schließt sich dem zweijährigen Fernkurs an. Fast täglich sitzt sie an ihrem Schreibtisch, auch wenn mal nichts dabei rauskommt. Zwischenzeitlich habe ihr der Kurs das Lesen verdorben: In Büchern suchte sie gezielt nach dem, was langweilt, was die Spannung aufrechterhält Das ging vorüber. Durch das Feedback von Fanger und ihrem Team lernt sie, worauf sie im Schreib- und Leseprozess achten muss. Bei sich und bei anderen. „Dabei merke ich öfter, was ich zur Seite legen sollte“, sagt Hilscher. Früher hat sie viele Gedichte über Liebe und Weltschmerz geschrieben. Heute beschäftigt sie die Biografie ihrer Mutter. „Zwischendurch sehe ich aus dem Fenster und hoffe, etwas Leichtes, Lustiges, Fröhliches fliegt vorbei, was gern in Worte gefasst wäre." Empfehlen könne sie die Schule jedem, der gern schreibt. Besonders das konstruktive Feedback hab ihr geholfen. „Es waren volle, aufregende Monate.“
Welcher Verlag passt zum Werk?
Was macht man, wenn ein Buch fertig ist und man es veröffentlichen will? Zunächst sollte man nach einem Verlag oder einer Literaturagentur suchen, die programmatisch zum Inhalt des neuen Buches passt. Große Verlage vereinen oft viele Genres, während kleine Verlage deutlich spezialisierter sind. Über ihre Website lässt sich herausfinden, was Autoren vorlegen sollten und was nicht. „Die hier üblichen Textsorten, Expos6, Textprobe und das Anschreiben, müssen die entsprechenden Kriterien erfüllen und gelten als Visitenkarte“, sagt Fanqer ...
Claudia Nachtwey in "Das Eichsfeld Magazin" "Das Eichsfeld liest"Nr. 4 Herbst & Winter 2018 über die Zusammenarbeit mit Dr. Erna R. Fanger im Rahmen eines Schreibkurses:
Claudia Nachtweyist freie Journalistin, Buchautorin und Illustratorin. Sie arbeitet für regionale Zeitungen und Verlage. Für ihre 7-teilige Reportage zum Thema „25 Jahre Mauerfall“ wurde sie 2015 mit einem Preis der Alexanderstiftung ausgezeichnet. Funk und Fernsehen wurden nach Erscheinen ihrer Kurzgeschichte „Der Grenzgänger“ in der Anthologie „Mörderisches Buffet, Undine Verlag“ 2016, auf sie aufmerksam.
2008 habe ich ein Fernstudium „Creative Writing“ angefangen. Frau Dr. Fanger war meine Dozentin im ersten Jahr (Grundkurs), uns ebenso im dritten Jahr zu Themen der Sach- und Fachliteratur, wozu auch alle journalistischen Darstellungsformen gehören. Ich habe ihre motivierende und dennoch sehr detaillierte Art der Korrekturen und Ratschläge sehr schätzen gelernt.
Im ersten Jahr ging es um die Basis, um Wortlehre und Stil, Genauigkeit, Textanordnung und – ja , das fiel mir am schwersten – um das Streichen von Überflüssigem. Im zweiten Studienjahr waren die Themenschwerpunkte aller Formen der Belletristik, von der Entwicklung einer Geschichte bis zum Romanschreiben. Im dritten Jahr wieder bei Frau Dr. Fanger, ging es um Sachliteratur, Recherche, Darstellungsformen des journalistischen Schreibens und schließlich Praxisratschläge.
Lehrplan, Aufgaben und Themenbereiche waren durch die Akademie vorgegeben. Ich schickte meine fertigen Arbeiten an Frau Dr. Fanger, später auch an andere Dozenten, und bekam Korrekturen, Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge und Einschätzungen zurück. Bei Frau Dr. Fanger hatte ich – obwohl wir uns nie begegnet sind – das Gefühl, mit einem feinfühligen Menschen zusammenzuarbeiten. Ihrem scharfen Blick entging nicht die kleinste Ungenauigkeit. Sie beherrschte die Gratwanderung, Kritik zu üben, ohne jemandem die Motivation zu nehmen. Im Gegenteil, ihre Bemühungen und Korrekturen empfand ich äußerst hilfreich. Ich lernte , ebenso akribisch jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Ich erkannte mit einem einzigen nicht ganz so gemeinten Wort könnte etwas ganz anderes in Bewegung gesetzt werden, als es die Absicht des Autors war. Mit einer kleinen Ungenauigkeit kann ein komplett anderes Bild entstehen. Durch die Ernsthaftigkeit und Herzlichkeit, mit der Frau Dr. Erna Fanger unterrichtet hat, habe ich die Sicherheit gewonnen, mit dem Studium auf dem richtigen Weg zu sein.
Interview
Dr. Erna R. Fanger „Im Gespräch“ mit Astrid Seehaus, Verlegerin des Undine-Verlages in „Das Eichsfeld – Magazin“ „Das Eichsfeld liest“, Herbst & Winter 2018:
Dr. Erna R. Fanger ist zusammen mit ihrem Mann Betreiberin der Fernschule „schreibfertig“ und lehrt das kreativ-literarische Schreiben. Neben formal-handwerklichen Aspekten ist ihr das Coaching eine Herzensangelegenheit. Sie meint, eigenes Talent und damit Begeisterung fürs Schreiben sollte wichtig genommen werden. Ich freue mich, dass Frau Dr. Fanger, die mit ihrer Familie in Hamburg lebt, neben ihren vielen Schreibgruppen und Projekten rund ums Buch Zeit für dieses Interview gefunden hat.
Astrid Seehaus: Was macht Fernkurse so beliebt?
Dr. Erna R. Fanger: Ihre Ortsunabhängigkeit und die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung. Und für uns wiederum von Vorteil ist, dass wir keine Unterrichtsräume anmieten müssen. Alles geht per Internet und von Zuhause aus.
Seehaus: Welche Altersgruppe interessiert sich für Fernkurs? Und was möchte diese lernen?
Fanger:Wir bieten Kurse für alle Altersgruppen an, aber es sind eher die Älteren, die unsere Angebote wahrnehmen. Manche möchten sich stilistisch verbessern, andere ein Buch schreiben. Etliche streben eine journalistische Ausbildung an. Für alle unsere Kurse gibt es bei entsprechenden Voraussetzungen eine finanzielle Unterstützung in Form einer Bildungsprämie vom Staat.
Seehaus: Sie wenden sich auch an die jungen Schreiber. Provokante Frage: Hat das überhaupt Sinn, wenn die Kids doch alle in Kürzeln schreiben?
Fanger: Meine Erfahrung mit Jugendlichen ist eine andere. Vom LI Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg, BBB Beratungsstelle Begabungen initiiert gebe ich Schreibkurse für Kinder und Jugendliche. Deren Begeisterung ist so groß, dass das Smartphone keine Rolle spielt. Auffallend ist, dass in den texten nicht selten Hektik, Hetze und Stress beklagt werden, unser Fernkurs-Angebot für Jugendliche wird angesichts der schulischen Anforderungen allerdings kaum wahrgenommen.
Seehaus: Was würden Sie einer erfahrenen Autorin raten?
Fanger: Sich von Zeit zu Zeit mal auszuklinken, in sich zu gehen, sich selbst zu befragen, wohin es mit dem Schreiben gehen soll.
Seehaus: Wie kann ein selbstverliebter Selfpublisher eigene Fehler erkennen?
Fanger: Zum einen ist ein professionelles Lektorat sinnvoll, wo stilistische Unebenheiten aufs Korn genommen werden. Zum anderen sind es kritische Testleser im Umfeld. Diese beiden Komponenten sind meines Erachtens der wirksamste Schutz gegen narzisstische Anwandlungen, nicht nur von Selfpublishern.
Seehaus: Und wie schafft man es, wenn man es mit uneinsichtigen Schülern zu tun hat?
Fanger: Kommt so gut wie nicht vor. Unsere Schüler wollen ja dazulernen.
Wortwahl oder Schreibstil? Brauchen wir die Schriftsprache?
Fanger: Ja, unbedingt. Schreiben ist eine Kulturtechnik, die wir nicht leichtfertig über Bord werfen sollten, darüber hinaus ein profundes Ausdrucksmittel, frei nach dem Motto: Du bist wie du sprichst. Die Sprache macht den Menschen. Da steckt „Macht“ drin. Und wer sprachlich fit ist, sich ausdrücken kann, verfügt über eine gewisse Macht, im Gegensatz zu demjenigen, dem das nicht zu eigen ist. Nicht umsonst heißt es in der Bibel „Im Anfang war das Wort“. Und das nicht nur zum Segen. Der Ursprung der Sprache ist zugleich Ursprung der Ursprung von Streit und Krieg. Und was Shit-Storms im Internet angeht: Mich schaudert’s.
Seehaus:Was sagen Sie zum Hin- und Her der neuen deutschen Rechtschreibregelung?
Fanger:Fatal! Leid tun mir die Kinder, die in dieses Chaos hineingewachsen sind. Sprache unterliegt wie alles der Veränderung, das ist keine Frage. Aber mit einer Rechtschreibreform über die ihr immanenten Entwicklungsprozesse hinwegzugehen, halte ich schlichtweg für falsch.
Seehaus:Letzte Frage: Lesen sie viel? Und wie finden Sie das Lektorat/Korrektorat in den neuen Büchern?
Fanger:Lesen gehört unabdingbar zum Schreiben, dementsprechend eine meiner Hauptbeschäftigungen. Hut ab, wenn ein Buch fehlerfrei ist. Ich habe höchsten Respekt vor dem Korrektorat. Die Schwierigkeit dabei ist, dass Sie gegen Ihre eigene Fertigkeit anlesen müssen, dass das Auge Fehler in Sekundenschnelle sieht und der Kopf sie korrigiert, aber dann vergessen Sie leider, diese Fehler auch im Text zu verbessern. Von Verlagen weiß man: Keine Erstauflage ohne Fehler. Mein Eindruck ist aber, dass es in den 90ern und Anfang des neuen Jahrtausends schon mal schlechter war. Man hat aus der Kritik am mangelnden oder unzulänglichen Lektorat gelernt. Derzeit arbeiten wir mit etlichen renommierten Verlagen zusammen, die uns ihre Rezensionsexemplare für die Buchtipps auf der Startseite unseres Internetportals zur Verfügung stellen. Und da ist die ordnende Hand des Lektorats durchaus spürbar. Mein Eindruck ist, dass die Verlage sehr bemüht sind, dem „guten Buch“ gerecht zu werden.
Seehaus:Liebe Frau Dr. Fanger, vielen Dank für die Zeit, die Sie sich für das Interview genommen haben.
Fanger: Ich danke Ihnen für Ihr Interesse an unserer Arbeit.