Dr. Erna R. Fanger und Hartmut Fanger MA
Seit über 25 Jahren erfolgreiche Dozenten für Kreatives und Literarisches Schreiben, Fernschule, Seminare, Lektorat
Neues aus unserer Website: Unter Offene Schreibgruppen online und Aktuell finden sich alle Infos & Termine. In der Poet’s Gallery präsentiert Andreas Lukas Gedichte aus dem jüngst erschienenen Band Unser blauer Diamant. Lyrische WeltenBlicke – präzise Suchbewegungen auf unwegsamem Terrain. Unsere Buchtipps*: Fabio Stassi mit dem in einschlägigen Kreisen gefeierten Detektivroman Die Seele aller Zufälle. Erzählt wird die Geschichte des groß angelegten Antihelden Vince Corso, Bibliotherapeut aus Rom, der unfreiwillige zum Detektiv avanciert. Mit ihm flaniert der Leser nicht nur durch Roms berühmtes Monti-Viertel unweit des Kolosseums, sondern passiert überdies diverse Lektüren sowie Stationen der Literaturtheorie. Überdies Alexander Kluge, Anselm Kiefer, die in Klugheit ist die Kunst, unter verschiedenen Umständen getreu zu bleiben die Tugend der Verlässlichkeit erkunden. Voices FOR FUTURE! mit einem Porträt von Peter und Christina Schmieg, die ihre Kompetenz auch jenseits ihres beruflichen Wirkens nicht an den Nagel gehängt haben, sondern stattdessen nutzbringend einsetzen, wo sie gebraucht wird ...
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NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & AltOktober 2024
Der Mensch kann nicht leben ohne ein dauerndes Vertrauen zu etwas Unzerstörbarem in sich, wobei sowohl das Unzerstörbare als auch das Vertrauen ihm dauernd verborgen bleiben können. ... Franz Kafka
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
das Kafka-Wort markiert präzise die Beweggründe, was uns antreibt, wenn wir lesen oder schreiben. Danach gefragt*, ob sie Atheistin wäre, antwortet die Literaturkritikerin, Autorin und Feuilleton-Chefin der ZEIT, Iris Radisch: “Also nicht so richtig. ... Große Leser sind immer auch ein bisschen Gottsucher ... Es ist eine offene Suche ... Dass die materielle Welt nicht alles sein kann, das spürt man beim Lesen.“ Dies gilt auch für das Schreiben. Der Mensch der Moderne, seit der Aufklärung abgekoppelt von der Rückbindung an eine spirituelle Instanz, fühlt sich nicht selten isoliert, begleitet von Angst und Beklemmung. Umso mehr in Zeiten zunehmender Krisen. Insofern lesen und schreiben wir letzten Endes ja vielleicht alle mehr oder weniger eben dagegen an.
Inwieweit ‚große Schriftsteller‘ immer auch ‚Gottessucher‘ sind, hat der NDR Kultur-Redakteur und Leiter des NDR Kulturportals, Jan Ehlert, in seinem Essay Zwischen den Zeilen ein Leuchten. Literaturnobelpreisträger und die Religion** nahegebracht. An erster Stelle führt er dabei Jon Fosse auf, Literaturnobelpreisträger 2023, der in seiner Erzählung Ein Leuchten eine Transzendenz-Erfahrung beschreibt. So, als sein Ich-Erzähler im Zuge einer Irrfahrt aus Langeweile und Überdruss in den Wald dringt und bei zunehmender Dunkelheit und Kälte in eine bedrohliche Lage gerät; da vernimmt er mit einem Mal ein Leuchten, das ihm Trost spendet und Zuversicht. Dies mag zugleich als Metapher für jedwedes schöpferische Schaffen fungieren, das immer auch vom Dunkel ins Licht führt, beglückt. Fahren wir in diesem Sinne also fort – schreib Dich in den Wandel JETZT!
*Lesen im Alltag: „Lesen ist die Schule des Herzens. Dafür gibt es keinen Ersatz“ Interview: Andreas Lebert und Max Rauner mit Iris Radisch in ZEIT Wissen Nr. 04/2024, 3. September 2024, **Glaubenssachen, 29. September 2024
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Neues aus unserer Website: Unter Offene Schreibgruppen Online und Aktuell finden sich alle Infos & Termine. In der Poet’s Gallery überrascht Reinhard Glüer mit seiner wunderbar kafkaesken, so unheimlich wie tiefsinnigen Geschichte „Unsichtbar“. Unsere Buchtipps im September* unter dem Motto „frisch aufgelegt & reloaded“: Für Ersteres stehen Arno Geiger mit seinem Historienroman Reise nach Laredo, wo Karl V, in einem spanischen Kloster auf seinen Tod wartend und sein Leben reflektierend, im Zuge einer unverhofften Begegnung noch einmal aufbricht und per Pferd eine letzte Reise antritt ... Überdies Thomas Einfeldt mit seiner Novelle Frühschwimmen und Glu:ck finden, in der die beiden Protagonisten, jenseits der Lebensmitte mit Verlusterfahrung konfrontiert, gleichwohl angehalten sind, sich existenziellen Fragen zu stellen. Unter Kafka reloaded werfen wir überrascht einen Blick aus heutiger Sicht auf sein bahnbrechendes Werk Der Prozeß. Im Sachbuchbereich wiederum widmen sich Maggie Schauer und Nataly Bleuel, ausgewiesene Expertinnen ihres Fachs, in Die einfachste Psychotherapie der Welt der Heilung von Traumata, und dies nicht zuletzt über das autobiografisch Erzählen.
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Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug. Arthur Schnitzler, *1862, †1931
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nichts scheint schöpferischem Schaffen und Tun näher zu sein, als das Spiel. Und nicht nur Kinder erforschen die Welt im Spiel. So hat Einstein ihm selbst im Bereich der Wissenschaften seinen bedeutsamen Stellenwert eingeräumt – „Das Spiel ist die höchste Form der Forschung“. Nicht unerwähnt bleiben darf hier Schillers Spieltheorie: „Der Mensch ... ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
Doch was verbinden wir damit zu spielen. Im Gegensatz zum Ernst, der schwer und unbeweglich daherkommt, geht das freie Spiel, etwa beim Improvisieren in der Musik, mit Beweglichkeit, der Leichtigkeit des Schmetterlings einher. Sind wir auf den Ernst des Lebens fokussiert, neigen wir dazu, uns vor der uns umgebenden Vielfalt zu verschließen. Betrachten wir die Dinge hingegen eher spielerisch, sind wir offen, treibt uns Neugier an und Entdeckerlust, absichtslos, ohne einen bestimmten Zweck zu verfolgen, frei von Bewertung.
William Blake (1757, †1827) hat dies in einer poetischen Momentaufnahme treffend zum Ausdruck gebracht, „Wer sich an die Freude bindet,/sieht, wie bald das Leben schwindet./ Doch wer sie küsset, wenn sie fliegt,/des Sonnenlicht niemals versiegt.“ Spielen heißt vielleicht nichts anderes, als mit dem Leben fließen, sich an nichts zu binden, losgelöst und frei. In einem solchen Zustand schreiben wir fluid, ungefähr so, wie wir flirten, lassen uns en passant streifen von einem Hauch von Zauber, der uns ein Lächeln in jede Zelle, jede Zeile senken mag – einmal mehr in diesem Sinne: Schreib dich in den Wandel JETZT!
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Neues aus unserer Website: Unter Offene Schreibgruppen online und Aktuell finden sich alle Infos & Termine. In der Poet’s Gallery stellt nun, nach Barbara Rossi, Co-Autorin Barbara Schleth ihre so kurz wie tiefgründigen Texte aus Ich liebe die Tage. Lyrische Prosa vor. Siehe hierzu auch nochmal unseren Buchtipp vom Juli 2024. Unsere Buchtipps im August*: Hier bringt uns Roisin Maguire in ihrem Roman Mitternachtsschwimmer den Kosmos eines irischen Küstendorfs und seiner Figuren nahe, in deren Zentrum die so spröde wie in ihrem Kern warmherzige Grace steht. In der Begegnung mit dem traumatisierten Evan, einem Feriengast, kommt es nicht zuletzt im Zuge des Lockdowns zu einer heilsamen Wende in ihrer beider Leben ... Außerdem der bekannte Mentalist Timon Krause mit Sei deiner Zeit voraus, eine Art Logbuch durch den globalen Wandel, in dem wir begriffen sind, mit „13 Denkprinzipien für die Welt von morgen“, worauf wir gespannt sein dürfen!
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Jedes Ding, das wir sehen, sollten wir zum ersten Mal sehen, da es auch tatsächlich das erste Mal ist, daß wir es sehen. Und so ist jede gelbe Blume immer wieder eine neue gelbe Blume, selbst wenn es die wäre, die man als eben die gleiche wie gestern bezeichnen will. Aber weder ist der Mensch derselbe, noch ist die Blume dieselbe.
Selbst das Gelb kann nicht dasselbe sein.
Aus Fernando Pessoa: „Das Buch der Unruhe“,
Amman Verlag, Zürich 2006
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
die von Pessoa hier formulierte Forderung, jedes Ding, das uns in den Blick gerät, „zum ersten Mal“ zu sehen, stellt unsere Wahrnehmung radikal infrage und postuliert eine Durchlässigkeit, die unserer Alltagserfahrung entgegensteht. Um offen, weniger voreingenommen zu sein und mit einem freieren Blick auf die Dinge durch die Welt zu gehen, bedürfen wir häufig besonderer Reize, eine uns fremde Umgebung zum Beispiel. Als Schreibende sind wir nach Pessoa jedoch aufgerufen, uns diese Wachheit auch im Alltag zuzueignen.
„Bleib erschütterbar und widersteh“ fordert Peter Rühmkorf (*1929, † 2008) in seinem gleichnamigen Gedicht. Widersteh dem Druck der To-do-Listen, des unablässigen Müssens. Widersteh der Routine, die dich für die Schönheit des anbrechenden Sommerstags blind macht. Widersteh, dir den Blick für die unermessliche Schöpferkraft der Natur trüben zu lassen. Widersteh der Hetze, die uns unempfänglich macht für unsere Verbundenheit.
„Schreiben heißt, den Sinn der Welt erschüttern ...“ so der französische Sprachphilosoph und Homme de lettres Roland Barthes. Kafka treibt dies auf die Spitze, wenn er in einem Brief an Oskar Pollak vom 27. Januar 1904 bekennt, „ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns“. Worauf beide abzielen, ist die Notwendigkeit, durchlässig zu bleiben für das unsichtbare Gewebe der Zeit, von dem wir ein Teil sind und an dem wir mitwirken ... In diesem Sinne einmal mehr – schreib dich in den Wandel JETZT!
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Unter Offene Schreibgruppen online und Aktuell finden sich alle Infos & Termine. In der Poet’s Gallery stellt Barbara Rossi Kurzprosa und Gedichte aus dem jüngst mit Co-Autorin Barbara Schleth veröffentlichten Band Ich liebe die Tage vor – lyrische Prosa, fein ziseliert. Unsere Buchtipps*: Ich liebe die Tage. Lyrische Prosa von Barbara Rossi und Barbara Schleth, Echos aus Sphären des Unsichtbaren, die sich rationalem Erkennen verweigern, dafür jedoch Räume eröffnen, die überraschende Einsichten ermöglichen. Überdies Benjamin Myers, Cuddy. Echo der Zeit, historischer Roman zur Zeit der Wikinger um einen britischen Mönch, geboren ca. *634, der sich zugleich über mehrere Epochen erstreckt, was nicht zuletzt seinen Reiz ausmach
*Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
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Gatsby glaubte an das grüne Licht, an die rauschende Zukunft, die Jahr um Jahr vor uns zurückweicht. Sie ist uns gestern entschlüpft, doch was tut’s – morgen schon eilen wir rascher, strecken weiter die Arme aus … Und eines schönen Tages … So regen wir die Ruder, stemmen uns gegen den Strom und treiben doch stetig zurück, dem
Vergangenen zu. Aus: F. Scott Fitzgerald, Der große Gatsby Zürich 1974,
Süddeutsche Zeitung/Bibliothek 2004
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in diesen letzten Sätzen aus F. Scott Fitzgeralds Meisterwerk Der große Gatsby zeigt sich die grundlegende Ambivalenz unseres Daseins, wobei der ‚Glaube an das grüne Licht‘* für die vage Hoffnung steht, die Zukunft möge uns gewogen sein. Tatsächlich aber ‚entschlüpfen uns die Tage‘ aus dieser Perspektive, von Jahr zu Jahr scheint die Zukunft weniger zu werden. Und so sehr wir uns gegen den Lebensstrom stemmen mögen, werden wir zurückgetrieben, dem Vergangenen zu.
Wir tun uns nicht leicht mit Ambivalenzen, hätten es lieber eindeutig. Nicht wenige Essays und Fachliteraturen greifen das Thema auf. Unter dem Stichwort „Ambiguitätstoleranz“ etwa, Lernen, mit Mehrdeutigkeit zu leben*, um nur ein Beispiel zu nennen. Dabei zeigt uns nicht zuletzt der Jahreslauf vom Dunkel ins Licht, vom Licht wieder ins Dunkel – eben erst liegt die Sommersonnwende hinter uns – dass das Zweideutige, Ambivalente, im Grunde unserer Natur entspricht. Juli, einerseits Höhepunkt des Sommers, der lichten Zeit, geht zugleich einher mit den kürzer werdenden Tagen. Und wenn mit dem 21. Dezember die Rückkehr des Lichts gefeiert, die Tage wieder heller werden, fängt der dunkle kalte Winter erst an. Aber nicht nur die Natur wartet mit Ambivalenzen auf. Vornehmlich ist es das Feld der Kunst, das von Ambivalenzen lebt. Umso mehr sind wir als Schreibende insofern eingeladen, Ambivalenz nicht nur auszuhalten, als vielmehr in ihr Halt zu finden, ist sie doch dem schöpferischen Prozess geradezu wesentlich – Schreib dich in den Wandel JETZT!
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Unter Offene Schreibgruppen online und Aktuell finden sich alle Infos & Termine. In der Poet’s Gallery präsentiert diesmal Petra Thelen unter dem Titel Die Musiklehrerin die so subtile wie verstörende Geschichte einer Entgleisung. Unsere Buchtipps*: In Die Rebellion der Liebenden. Von der Verwandlung unseres Denkens in unsicheren Zeiten eröffnet Marica Bodrožić in sechs Essays neue Denkräume und Wege, wie wir als Menschheit aus den Gewaltverhältnissen herauskommen, in die wir uns verstrickt haben – eine Ermutigung, hinter und zu lassen, was uns nicht mehr dienlich ist. Theodora Bauer wiederum erzählt in Glühen die rätselhafte Geschichte einer unverhofften Liebe in den Bergen, wo die gestresste Protagonistin sich eigentlich eine Auszeit nehmen, alles, was ihren Alltag ausmacht, Uni, Familie, Freunde hinter sich lassen will ...
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Wir wissen nicht, wie groß wir sind, bis sie uns zum Aufstehen zwingen, und wenn wir es
dann wirklich tun, wird unser Kopf durch Wolken dringen. Emily Dickinson *1830, †1886
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
in diesen Zeiten einer aus den Fugen geratenden Welt mag das Wort der US-amerikanischen Dichterin Emily Dickinson umso mehr Leuchtkraft entfalten, sehen wir uns als Menschheitsfamilie doch zunehmend aufgefordert, auf- und zusammenzustehen, um hinter uns zu lassen, was Mensch und Planet nicht mehr dienlich ist, seine Lebensgrundlagen zerstört.
In dem Statement anlässlich seines auf dem diesjährigen Filmfestival in Cannes gefeierten Opus Magnum Megalopolis – Herzensprojekt des indessen 85jährigen Kult-Regisseurs Francis Ford Coppola, an dem er Jahrzehnte gearbeitet hat – verlautbart dieser, dass er Antworten auf die Krise, etwa der US-amerikanischen Demokratie, weniger von den Politikern als vielmehr von den Künstlern erwarte. Ein Kunstwerk, das die Probleme der Welt nicht sichtbar mache, sei wie ein Hamburger, ohne Nährwert, ohne geistigen Nährwert, möchte man hinzufügen. Dem entgegenwirke einzig Kreativität und Liebe.
Jeder, der schreibt, darf sich in diesem Sinne aufgefordert sehen, den Künstler mit all seiner Liebe und Kreativität in sich zu erwecken, der sichtbar macht, was schief läuft, und sich selbst ermächtigt und so, um im Bild Dickinsons zu bleiben, ‚mit dem Kopf durch Wolken zu dringen‘ und für klare Sicht zu sorgen. In einem Gedicht von Dickinson wiederum heißt, es, damit korrespondierend, An erster Stelle steht für mich/der Dichter, dann die Sonn,/dann Sommer, dann das Paradies/und dann: - das war’s auch schon. Mit diesem Wort mögen wir jetzt in den Juni gleiten, uns seine Sommerleichtigkeit zunutze machen – Schreib dich in den Wandel JETZT!
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Unter Offene Schreibgruppen online und Aktuell finden sich alle Infos & Termine. Lassen Sie sich in der Poet’s Gallery von Susanne Bertels Lächeln, Schneegedanken und Wenn verzaubern, Kurzprosa, entstanden in der Offenen Schreibgruppe. Unsere Buchtipps*: Thomas Steinfeld: Goethe. Porträt eines Lebens, Bild einer Zeit. Nicht nur für Kenner, sondern für alle Literaturbegeisterte die unbedingt lesenswerte Biografie des Dichters und Universalgelehrten im Spiegel seiner Epoche. Hinter dem Titel The Heartbreak Hotel wiederum verbirgt sich ein innovatives therapeutisches Konzept, beruhend auf Fürsorge und Verständnis für alle, die aus dem Schmerz eines Liebesverlusts keinen Ausweg mehr finden, entwickelt von der Psychologin Alice Haddon und der Bestseller-Autorin Ruth Field. In Voices FOR FUTURE! plädiert der nigerianische Psychologe und Philosoph Bayo Akomolafe für ein radikal neues Denken und Fühlen – Mensch & Natur, vielschichtig miteinander verbundene Prozesse
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NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & AltMai 2024
Im Galarock des heiteren Verschwenders,/ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,/aus seiner Kutsche grüßend, über Land.
Erich Kästner
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
die Präambel, wo der Monat Mai, ‚im Galarocke des heiteren Verschwenders‘ daherkommend, als ‚Mozart des Jahres‘ gekürt wird, ist eine von sechs Strophen aus Erich Kästners Gedicht Mai –einer Hymne par excellence auf besagten Monat, in dem der Frühling den Zenit seines schöpferischen Potenzials erreicht. In diesen Tagen schäumt das Leben über, leuchtendes Grün überzieht das Land, Rhododendren berauschen mit ihrer Farbvielfalt, Flieder feiert wahre Duftorgien. Schönheit buchstäblich im Überfluss.
Doch zugleich wird uns gerade jetzt schmerzlich bewusst, wie flüchtig die schönen Momente sind. So heißt es auch bei Kästner in der 5. Strophe seines Mai: „Melancholie und Freude sind wohl Schwestern./Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee./Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern./Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.“ Damit bricht er die augenscheinliche Unvereinbarkeit von Freude und Schmerz auf. Bricht aus der Gefangenschaft der Dualität aus und gelangt vom trennenden Entweder/Oder zum verbindenden Sowohl/Als auch. Die mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir befreundete französische Schriftstellerin Colette Audry ließ in einem Interview verlauten, von ihnen hätte sie gelernt, zugleich fröhlich und traurig zu sein. Das gleichberechtigte Miteinander von Freude und Schmerz hat etwas pulsierend Lebendiges, entspricht einer Wirklichkeit jenseits starrer Festschreibungen. Und es hat etwas Befreiendes. Erlauben wir uns einmal, Gegensätze zusammenzudenken, sie zu verflüssigen und mit ihnen zu fließen, schreibend Neuland zu erkunden – Schreib dich in den Wandel JETZT!
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Unter Offene Schreibgruppen Online und Aktuell finden sich alle Infos & Termine hierzu. Schon mal von einem Angler Sattelschwein gehört? Dann lesen Sie in der Poet’s Gallery Corinna Reinkes preisgekrönte Story Elsbeth macht Mist – voller Selbstironie, Wärme und Humor. Unsere Buchtipps*: Natascha Wodin: Der Fluss und das Meer. Fünf kunstvolle Erzählungen von poetischer Wucht, worin seelische Verletzungen in Nahaufnahme beleuchtet werden. Von Alice Gendron wiederum stammt Der Mini ADHS Guide, Ticks und Tricks, die dein Leben leichter machen.. Empfehlenswert allein schon insofern, als ADHS hier weniger der Sphäre der Pathologie zugeschrieben, der Fokus von Betroffenen vielmehr auf ihre Ressourcen, nicht zuletzt Einzigartigkeit gelegt wird.
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NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & AltApril 2024
... mögen wir dem licht und der wärme trauen/die uns nach draußen locken/
/mögen wir uns/geschlüpft/zeit nehmen/unsere flügel zu trocknen//
und mögen wir/endlich/endlich/endlich/fliegen//im licht der sonne/
dem himmel/entgegen/zu besuch/auf der erde//leicht/ganz/leicht
Katja Süß
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
die hier zur Sprache kommende Leichtigkeit widerfährt uns, wenn wir im Flow, sprich voll in unserer Schöpfermacht sind, einhergehend mit Freude und Leichtigkeit. Und jeder, der Freude daran hat und den Wunsch verspürt, sich schriftlich auszudrücken, darf sich sicher sein, dass er alles in sich trägt, um dieses Potenzial zur Entfaltung, ja zum Erblühen zu bringen. Übrigens wusste schon Goethe darum, dass ‚die in uns keimenden Wünsche ein Vorgefühl dessen sind, was an verborgenen Talenten in uns schlummert‘. Allein sind sie uns nicht ohne Weiteres zugängig. Diese im Verborgenen weilenden Schätze gilt es aufzuspüren, bevor wir in der Lage sind, sie zu heben. Der portugiesische Dichter und Schriftsteller Fernando Pessoa (*1888, †1935) spricht in dieser Hinsicht von einer „anderen Ebene jenseits aller Logik und räumlichen und zeitlichen Wirklichkeit“. Dies mag, spürt man ihr nach, der Sphäre entsprechen, in der sich die uns innewohnende Schöpfermacht manifestiert.
Erhellend ein Blick auf das Englische im Hinblick auf die Bedeutung des Begriffs Macht, das zwischen Force und Power unterscheidet*, also einen Unterschied macht zwischen der Kraft, die aus dem Verstandesbewusstsein agiert, wo wir etwas forcieren wollen, und einer Kraft von innen heraus – weniger unserem Ich als vielmehr unserem Selbst entsprechend, dem eine dem Ich übergeordnete Instanz zugeschrieben wird. Wenn es uns gelingt, aus uns selbst heraus zu schreiben, entspricht dies dem Flow, dieser Leichtigkeit des kreativen Flusses, nach der sich im Grunde jeder, der schöpferisch tätig ist, auf welchem Gebiet auch immer, sehnt.
Dies gemeinsam mit anderen Schreibfreudigen zu erkunden, sind wir angetreten. Wer also den Drang zu schreiben in sich fühlt, sich dabei Unterstützung wünscht, findet, neben unserem Angebot, in unserem Newsletter-Archiv jede Menge Schreibimpulse – schreib dich in den Wandel JETZT!
*David R. Hawkins: Power vs. Force. The hidden Determinants of Huma Behaviour (2014)
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Neues aus unserer Website
Alle Infos über unsere Schreibgruppen finden sich auf unserer Startseite und unter „Aktuell“. Lassen Sie sich in der Poet’s Gallery von Prolog und Beginn des zweiten Kriminalromans von Tina Susanna Martin, Tod in der Pfalz, und der dort so ästhetisch anziehend wie schauerlich präsentierten, wahrlich ‚schönen Leich‘ in den Bann ziehen. Unsere Buchtipps*: Haruki Murakami: Die Stadt und ihre ungewisse Mauer. Geschichte um die unerfüllte Liebe eines Siebzehnjährigen, einer von einer Mauer umschlossenen Stadt, deren Bewohner keine Schatten werfen, und in der es einen Uhrturm mit einem Ziffernblatt ohne Zeiger gibt. Sprachlich berückend, in seiner poetischen Kraft und Phantastik mitreißend. Darüber hinaus Florian Illies: Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten. Zwischen biografischen Fakten und Fiktion changierend, setzt Illies damit dem heute als einer der bedeutendsten Romantiker geltenden, zu seinen Lebzeiten eher an den Rand Gedrängten ein Denkmal, das uns den Maler in der ganzen Bandbreite seiner Widersprüchlichkeit lebendig nahebringt.
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NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & AltMärz 2024
Losgelöst/treibt ein Wort//auf dem Wasser der Zeit/und dreht sich/
und wird getragen/oder geht unter. (...) Hilde Domin *1909, †2006
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
schon der Titel des Gedichts „Losgelöst“ von Hilde Domin und die obigen ersten Verse daraus verweisen auf den Wandel, dem das ‚auf dem Wasser der Zeit treibende Wort‘ unterliegt. Sich drehend, wird es getragen oder untergehen. Das Wort scheint hier ebenso wie das Geschick des Menschen, seit er sich mit Aufklärung und Säkularisierung von der Anbindung an einen Gott losgesagt hat, der Willkür eines Daseins ausgesetzt, das ihm beständig zu entgleiten droht. Ursprünglich stammt das Wort in allen Kulturen von Gott oder den Göttern. Und diesem Wort schrieb man geheime Kräfte zu, wovon nicht zuletzt die Märchen & Mythen der Welt künden. Zaubersprüche, Segen, und Fluch, kurz die Magie des Wortes, stand im Zentrum seiner Wirkmacht und bestimmte nicht nur den Alltag, sondern drang tief in das Wesen des Menschen ein. So kommt etwa der gängigen, aus dem Arabischen stammenden Zauberformel Abrakadabra im Aramäischen die Bedeutung „ich werde erschaffen, während ich spreche“ zu. Dies wiederum korrespondiert auffällig mit dem biblischen „Im Anfang war das Wort,/und das Wort war bei Gott,/und das Wort war Gott. ... Alles ist durch das Wort geworden/und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.“ Dem Umgang mit dem Wort kommt so gesehen eine allumfassende Bedeutung zu – Akt der Ermächtigung.
Nicht umsonst sprechen wir noch heute davon, ‚das Wort zu erheben‘, wenn wir damit an die Öffentlichkeit treten, sei es das gesprochene, sei es das geschriebene. Schreiben ist insofern ein Akt der Selbstermächtigung, zu dem man sich bestenfalls berufen fühlt. Wie auch immer, unterliegen wir dabei der Wirkmacht von Worten; sie können schmerzen, beglücken oder bezaubern. Insofern trägt jeder, der schreibt eine Verantwortung. Was wollen wir mitteilen, mit anderen teilen, wenn wir das Wort erheben? Schreiben wir darüber – schreib dich in den Wandel JETZT!
In diese Sinne einmal mehr, Ihre/Eure erf
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Neues aus unserer Website: Alle Infos über unsere Schreibgruppen finden sich auf unserer Startseite, unter Offene Schreibgruppe Online, Schreibwerstatt und unter „Aktuell“. In der Poet’s Gallery präsentiert diesmal Regina Dietrich mit Tante Lisbeth ein bewegendes Stück Zeitgeschichte der ehemaligen DDR aus der Sicht eines Kindes. Unsere Buchtipps*: Jane Campbell: Kleine Kratzer, Erzählband und Debut der 80jährigen britischen Psychotherapeutin, das nicht nur in England bei seinem Erscheinen 2023 Furore gemacht hat. Überdies Axel Hacke: Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte. Witzig, klug und mit mannigfaltigen Referenzen auf kulturelle Erfahrungswerte über die Zeiten hinweg – unbedingt empfehlenswert! In Voices FOR FUTURE! wiederum das lesenswerte Porträt des 97jährigen Benediktiner Mönchs und Zen-Buddhisten David Steindl-Rast, unermüdlicher ‚spiritueller Globetrotter‘ und Brückenbauer.
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NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & AltFebruar 2024
Kaum ein Gefühl, kaum eine Tugend oder ein Laster kommt ohne Erinnerung aus;
sie ist in der Liebe ebenso beteiligt wie bei der Dankbarkeit und bei der Rache.
Aleida und Jan Assmann in Jan Assmann: “Das kulturelle Gedächtnis“ (2018)
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
das Schreiben lebt von Erinnerungen. Die Erinnerung an Vergangenes schwingt hinein in unsere Gegenwart, mischt im Grunde ständig mit. Bei uns persönlich ebenso wie auf gesellschaftlicher Ebene, wo Jahrestage bedeutsamer Persönlichkeiten ganze Erinnerungswellen auslösen. Aktuell etwa der 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs*1774, begleitet von Ausstellungen, Vorträgen und Veranstaltungen landauf, landab. Nicht zuletzt hat Florian Illies dem zu Lebzeiten eher an den Rand Gedrängten mit „Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten“ ein bemerkenswertes literarisches Denkmal gesetzt und uns den beachtlichen Einfluss Friedrichs auf Zeitgenossen wie Nachgeborene noch einmal ins Gedächtnis gerufen. So hat etwa dessen berühmtes Gemälde „Mann und Frau in Betrachtung des Mondes“ (um 1824) Beckett zu dem in seiner Rätselhaftigkeit bis heute bahnbrechenden „Warten auf Godot“, (UA 1953, Paris) inspiriert – um nur ein Beispiel zu nennen. Erinnerungskultur erlaubt, aus der Rückschau Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen, die wiederum Zukunft generieren. Insofern erweist sich die Trennung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft genau besehen als stetig ineinanderfließendes, pulsierendes Ganzes, das in dieser Komplexität wiederum unsere Wahrnehmung begründet. Auch Friedrich ist den Brüchen seiner Zeit ausgesetzt, wo im Zuge romantischer Weltsicht die Leerstellen der Aufklärung und die Leiden daran zunehmend in den Blick geraten. Brüche, die wir heute wieder, obschon ungleich drastischer und dringlicher, erleben. Und doch hat es etwas Versöhnliches, sich ins Gedächtnis rufen, schon immer sind wir aufgefordert, den vom Zeitgeist dominierten Entwicklungen standzuhalten und mit ihnen zu gehen. Sie überdies schreibend festzuhalten, schafft Bewusstsein – darum geht es!
In diese Sinne wieder herzlich, Ihre/Eure erf
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Neues aus unserer Website: Alle Infos über unsere Schreibgruppen finden sich auf unserer Startseite und unter „Aktuell““ – mit Ausnahme eines besonderen Termins zum Vormerken: OnlineTreffen am Samstag, 20.01.2024, 11-13 Uhr, Feedbackrunde zu mitgebrachten Texten zum Reinschnuppern. Inder Poet’s Gallery eröffnet Mareike Zimmermann mit einer poetischen Hommage, Stadtteil, den Reigen. Unsere Buchtipps*: Stefanie Sargnagel: Iowa. Ein Ausflug nach Amerika. Erschütternde Bilanz des USA-Aufenthalts der Ich-Erzählerin und Autorin im Zuge eines Lehrauftrags für Kreatives Schreiben. Überdies gleich zwei Bücher, die uns in Zeiten des Wandels hilfreich begleiten mögen: Christian Meyer, Erleuchtung kann jeder. Eine klare Anleitung für deine Transformation. Wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme eines marginalisierten Phänomens. das zunehmend ‚salonfähig‘ zu werden scheint. Karsten Richter, Nataly Bleuel, Blockaden lösen. Wie wir wieder in den Flow des Lebens kommen, mit jeder Menge Tipps des renommierten Osteopathen und der gleichwohl illustren Wissenschaftsjournalistin für ZEIT, Geo und Süddeutsche Zeitung.
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NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & AltJanuar 2024
Verehre das, was du vor dir siehst, erwarte nichts,
genieße das, was sich dir bietet, glaube an die Poesie,
sei zufrieden mit der Welt, kämpfe für ihren Fortbestand.
Silvain Tesson in „Der Schneeleopard“, Rowohlt Verlag 2021
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
gemeinsam mit dem renommierten Naturfotografen Vincent Munier begibt sich der preisgekrönte Reiseschriftsteller Silvain Tesson im Himalaya-Gebirge Tibets auf die Spuren des vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden. Angesichts der dort unberührten, ehrfurchtgebietenden Natur nimmt sich die menschliche Zivilisationsgeschichte als exzessiver Ressourcenverschleiß aus. Kontrast, den Tesson in „Der Schneeleopard“ so vielfältig wie variantenreich reflektiert. Die Erkenntnisse, die er dabei gewinnt, verweisen auf grundlegende Bedingungen schöpferischer Prozesse, wie etwa die Geduld: Ich hatte gelernt, dass Geduld eine der höchsten Tugenden ist, die eleganteste und vergessenste aller Tugenden, denn sie half mir, die Welt zu lieben. Die Welt zu lieben, offen zu sein für die Überraschungen, die sie für uns bereithält, könnte uns in die Lage versetzen, sie neu in Augenschein zu nehmen, jenseits vorgefasster Vorstellungen und Erwartungen. Gerade in Zeiten, wo wir uns global nicht nur mit dem Zusammenbruch gesellschaftlicher Systeme in Politik, Bildung, Gesundheits- oder Wirtschafts- und Finanzwesen, sondern überdies mit Naturkatstrophen und nicht zuletzt sinnlosen Kriegen konfrontiert sehen, kann es entscheidend sein, einen solchen Perspektivwechsel vorzunehmen. In diesem Sinne postuliert etwa auch der immer schon dem Buddhismus verbundenen, indessen 97jährigen Benediktiner Mönch und Autor David Steindl-Rast, ‚eine Kultur der Ehrfurcht neu zu entdecken‘. Haltung, die uns nicht zuletzt als Schreibende dienlich sein mag.
Mit den besten Wünschen für 2024!
Ihre/Eure erf
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Neues aus unserer Website: Alle Infos über unsere Schreibgruppen finden sich auf unserer Startseite und unter „Aktuell““ – mit Ausnahme eines besonderen Termins zum Vormerken: OnlineTreffen am Samstag, 20.01.2024, 11-13 Uhr, Feedbackrunde zu mitgebrachten Texten zum Reinschnuppern. In der Poet’s Gallery wie jedes Jahr im Dezember, Hans Happel, mit Auf der Straße gefunden: Eine Liebe im 19. Jahrhundert, wie schon der Titel verrät, eine Liebesgeschichte der besonderen Art. Unsere Buch-Tipps im Dezember*: Jon Fosse: Ein Leuchten. Der eher schmale, als Roman bezeichnete Band, geprägt von Wiederholungsstrukturen, liest sich wie eine Meditation. Mit Abstand erinnert man eher einen Traum als eine Lektüre, einen Traum, der sich mit eigenen Bilderwelten zu verweben scheint. Zugleich ist es das Protokoll einer Irrfahrt durch eine undurchdringliche Winterwaldlandschaft mit ungewissem Ausgang. Micheal Krüger: Verabredung mit Dichtern. Erinnerungen und Begegnungen, ein profunder Streifzug anlässlich des 80. Geburtstags in diesen Tagen des langjährigen Leiters des Hanser Verlags durch die literarische Landschaft, in der neben den bekannten großen Namen auch eher leise Stimmen zu Wort kommen, die es zu entdecken gilt. Überdies Daniel Schreiber mit Die Zeit der Verluste, erhellende Bilanz, was der Autor persönlich, aber auch wir alle als Kollektiv die letzten drei Jahre erlitten und zu bewältigen hatten und haben
*Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
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Verehre das, was du vor dir siehst, erwarte nichts,
genieße das, was sich dir bietet, glaube an die Poesie,
sei zufrieden mit der Welt, kämpfe für ihren Fortbestand.
Silvain Tesson in „Der Schneeleopard“, Rowohlt Verlag 2021
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gemeinsam mit dem renommierten Naturfotografen Vincent Munier begibt sich der preisgekrönte Reiseschriftsteller Silvain Tesson im Himalaya-Gebirge Tibets auf die Spuren des vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden. Angesichts der dort unberührten, ehrfurchtgebietenden Natur nimmt sich die menschliche Zivilisationsgeschichte als exzessiver Ressourcenverschleiß aus. Kontrast, den Tesson in „Der Schneeleopard“ so vielfältig wie variantenreich reflektiert. Die Erkenntnisse, die er dabei gewinnt, verweisen auf grundlegende Bedingungen schöpferischer Prozesse, wie etwa die Geduld: Ich hatte gelernt, dass Geduld eine der höchsten Tugenden ist, die eleganteste und vergessenste aller Tugenden, denn sie half mir, die Welt zu lieben. Die Welt zu lieben, offen zu sein für die Überraschungen, die sie für uns bereithält, könnte uns in die Lage versetzen, sie neu in Augenschein zu nehmen, jenseits vorgefasster Vorstellungen und Erwartungen. Gerade in Zeiten, wo wir uns global nicht nur mit dem Zusammenbruch gesellschaftlicher Systeme in Politik, Bildung, Gesundheits- oder Wirtschafts- und Finanzwesen, sondern überdies mit Naturkatstrophen und nicht zuletzt sinnlosen Kriegen konfrontiert sehen, kann es entscheidend sein, einen solchen Perspektivwechsel vorzunehmen. In diesem Sinne postuliert etwa auch der immer schon dem Buddhismus verbundenen, indessen 97jährigen Benediktiner Mönch und Autor David Steindl-Rast, ‚eine Kultur der Ehrfurcht neu zu entdecken‘. Haltung, die uns nicht zuletzt als Schreibende dienlich sein mag.
Mit den besten Wünschen für 2024!
Ihre/Eure erf
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Jeder Tag//Jeder tag/ist ein brief/Jeden abend/versiegeln wir ihn/
Die nacht/trägt ihn fort/Wer/empfängt ihn Reiner Kunze
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
dies schmale Gedicht von Reiner Kunze, gewidmet seiner Frau Elisabeth, kommt uns wie gerufen. Gerade diese besonderen Tage im Dezember, beginnend mit der Adventszeit und mit dem 21. Dezember, der Wintersonnenwende, in die Rauhnächte mündend, laden ein, sie anders zu begehen, laden ein, einen Unterschied zu machen. Und in der Tat macht es einen Unterschied, jeden Tag als Brief anzusehen, ihn wie einen Brief zu lesen.
Ein Brief ist etwas Besonderes. Er ist speziell an uns gerichtet, wir sind der Adressat. Das erhöht unsere Aufmerksamkeit. Vermutlich lesen wir diesen Brief mit höchstem Interesse, lauschen ihm erwartungsvoll seine Botschaft ab. Und indem wir ihn am Abend, zum Abschluss des Tages, versiegeln, setzen wir damit ein Zeichen, dass der Inhalt des Briefes uns etwas bedeutet und schützenswert ist. So bleibt er uns erhalten, selbst wenn die Nacht ihn fortträgt. Der Frage Kunzes, ‚wer ihn empfängt‘, fügen wir noch eine weitere hinzu, ‚wohin trägt die Nacht den Brief‘. Hier gilt es wohl, die Sphäre des Sicht- oder Greifbaren hinter uns zu lassen, uns vielmehr einzulassen auf die Schwingung, die diese drei letzten Verse hier im offenen Raum in der Schwebe belassen.
Möge es uns gelingen, die vor uns liegende Zeit anders zu begehen, besagten Unterschied zu machen und dabei zur Ruhe zu kommen in diesen unruhigen Tagen. Und zum Schreiben!
In Verbundenheit, Ihre/Eure erf
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Neues aus unserer Website: Alle Infos über unsere Schreibgruppen finden sich auf unserer Startseite und unter „Aktuell“. Lesen Sie in diesem November in der Poet’s Gallery vom Sommer in Petersburg von Jutta Weckermann, Kindheitserinnerungen an einen idyllischen Ort in Rumänien, konterkariert durch die Auswirkungen des Klimawandels heute. Unsere Buch-Tipps ab Mitte November*: Uwe Timm: Alle meine Geister, durchweg packende Lebenserinnerungen, wo bereits der Titel auf die geistigen Impulse verweist, die in dem im einst traditionsreichen Kürschner-Handwerk ausgebildeten Timm den Wunsch, Schriftsteller zu werden, inspirierten. Unser Sachbuchtipp wiederum: PAUSE! Das kleine Glück dazwischen. Verlockende Lektüre über die überraschende Vielfalt der kurzen Auszeit mitten im Alltag, getextet von Andrea Gerk, mit den hinreißenden Illustrationen von Moni Port. In Voices FOR FUTURE! das Porträt von einem, der angetreten ist, Licht ins Dunkel in Sachen Pflege zu bringen: Tobias Schlegl und sein Weg vom preisgekrönten Moderator zum Notfall-Sanitäter, was ihm tiefen Einblick nicht nur in die Situation des Pflegebereichs, sondern auch die Not von Flüchtenden auf dem Seeweg gewährt hat.
*Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
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NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & AltNovember 2023
Erinnern ist ein merkwürdiges Vergessen. Uwe Timm
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
Lektüren, die berühren, bieten mehr als unterhaltsamen Lesestoff oder Wissensvermittlung. Zumal in Zeiten, wo Gewissheiten auf mehreren Ebenen wegzubrechen drohen. Im Dauerkrisenmodus zu leben, macht etwas mit uns. Wir suchen nach Halt, nach Orientierung. Von daher mag es nicht von ungefähr sein, dass das Autofiktionale Schreiben zusehends an Bedeutung gewinnt, wo uns unmittelbar Teilhabe an authentischer Erfahrung gewährt wird. Zugleich ist es der Aspekt der Wahrheit von Erinnerung, der hier infrage gestellt wird. Wie überhaupt der Wahrheitsbegriff derzeit allgemein auf dem Prüfstand steht. Aktuell verhandelt in dem Kinofilm „Anatomie eines Falls“, mit Sandra Hüller in der Hauptrolle. Darin mag sich eine umfassende Krise der Wahrnehmung und Bewertungskriterien im gesellschaftspolitisch-sozialen Kontext widerspiegeln, in der Frage mündend, was ist dem Fortbestand der Menschheit und dem Planeten dienlich, was müssen wir ändern.
Dies erklärt nicht zuletzt den Trend, die klassische Autobiografie in Abrede zu stellen. So weist Werner Herzog sein jüngstes, packendes Buch über sein Leben, „Jeder für sich und Gott gegen alle“, als „Erinnerungen“ aus, wie auch Uwe Timm, in „Alle meine Geister“ sein Leben ‚erinnernd‘, sich dezidiert dagegen ausspricht, damit seine Autobiografie vorgelegt zu haben, vielmehr spricht er davon als ‚einem sehr intensiven Prozess der Erinnerung‘ –, den er zugleich infrage stellt und auf die Ambivalenz solcher Erinnerungsarbeit hinweist, dass nämlich das Erinnern mit einem ‚merkwürdigen Vergessen‘ einhergehe.* Ein solcher Wandel nicht nur im Selbstverständnis von Schreibenden eröffnet neue Räume, erkunden wir sie! *NDR 3 Kultur, Uwe Timm, befragt von Katrin Krämer, 15.09.2023
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Neues aus unserer Website: Alle Infos über unsere Schreibgruppen finden sich auf unserer Startseite. In der Poet’s Gallery können sich diesmal nicht nur Kinder von Karin Rüngers Geschichte Jakob, das kleine Gespenst verzaubern und in den Bann ziehen lassen. Unsere Buch-Tipps ab Mitte Oktober*: Joshua Groß: Prana extrem. Hier werden aus der Sicht des 30jährigen Ich-Erzählers existenzielle Fragen verhandelt: Wie wollen wir leben. In typischer Jugendsprache zwischen Rap und eigenen Wortschöpfungen – mitreißend allemal – werden dabei spirituelle Konzepte wie etwa Achtsamkeit und Verbundenheit ebenso durchbuchstabiert wie magische Momente zum Tragen kommen. Überdies Wolf Haas: Eigentum. Zwischen Trauer und Witz changierend, erzählt die Ich-Stimme die Geschichte seiner dementen 95jährigen Mutter wenige Tage vor ihrem Tod, in schnoddrigem Tonfall, berührend zugleich. Unser Lyrik-Tipp: Ocean Vuong: Zeit ist eine Mutter, Hommage an die verstorbene Mutter des in den USA lebenden vietnamesischen Autors auf dem Hintergrund der Erfahrung von Migration. In Voices FOR FUTURE! geht es um „Die Würde des Menschen zwischen Autonomie und Verbundenheit“ aus der Sicht des Gehirnforschers und Neurobiologen Gerald Hüthers im Rahmen seiner Akademie für Potenzialentfaltung.
*Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
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Jetzt/die freude auffangen/wenn sie von den brücken stürzt/jetzt/
unbeirrbar/den zerfall verneinenAus „Spätsommer“,
in Reiner Kunze: gedichte, in „Frühe Gedichte“,
S. Fischer Verlag, Frankfurt/M 2001, erweiterte Auflage 2023
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
Reiner Kunze, der große Lyriker der leisen Töne. Im August hat er seinen 90. Geburtstag gefeiert. Einer, der, ‚zwischen den Stühlen‘, hinter ideologischen Grabenkämpfen zu Unrecht weniger in der breiteren Öffentlichkeit in Erscheinung getreten ist. Vielfach ausgezeichnet, schätzten ihn wiederum umso mehr Kenner und Kollegen*.
In der Präambel zu seinen „Frühen Gedichten“ vernehmen wir: „Das bedürfnis des dichters, nach außen/etwas zu gelten, bricht in dem Augenblick/zusammen, in dem er begreift, was poesie ist“. Daraus spricht ein tiefes Verständnis nicht nur für Poesie, sondern für die Natur der menschlichen Spezies schlechthin, sei es in ihrer Größe und Schönheit, sei es in ihren Abgründen.
Was ihn neben seinem präzisen Gespür für Unrecht auszeichnet, ist sein unablässiger Appell an die Menschlichkeit, der sich wie ein roter Faden durch sein Werk zieht, sein Anspruch an Dichtung und Poesie, ‚die Welt bewohnbarer zu machen‘. Eben darum geht es bei unserem Motto „Schreib dich in Wandel JETZT!" Lassen wir uns also in Anlehnung an Kunzes Verse oben ‚nicht beirren‘ und ‚jetzt/ die Freude auffangen/wenn sie von den Brücken stürzt‘ – Bild von unverbrüchlicher Gültigkeit.
In diesem Sinne wieder herzlich
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Neues aus unserer Website: Alle Infos
über unsere Schreibgruppen finden sich auf unserer Startseite. In der Poet’s
Gallery präsentiert Sabine van de
Sandt drei markante Kürzestgeschichten, gekonnt lakonisch intoniert. Unsere Buch-Tipps im September*: Gabriele von Arnim: Der Trost der
Schönheit. Eine Suche. So tiefgründige wir eloquente Recherche in essayistischer Erzählprosa, zugleich erlesener Kompass durch die Höhen und Tiefen
menschlicher Existenz. Von der preisgekrönten Dorota Maslowska: Bowie in Warschau. Kein Roman, vielmehr ein Theaterstück. Darin wenig Bowie, der eher am Rande, obschon sinnfällig, in Erscheinung
tritt, dafür jede Menge Zeitkolorit aus dem Polen der frühen70er Jahre, geprägt von Armut und archaisch anmutendem Machismus. Überdies Édouard Louis:
Anleitung ein anderer zu werden. Durchweg packende Geschichte einer Selbstermächtigung von mitreißender Energie. Unser Sachbuchtipp wiederum
Cees Nooteboom: In den Bäumen blühen Steine. Die erdachte Welt des Giuseppe Penone. Dialogisch intonierter Essay in
poetischem Duktus des Dichters Nooteboom mit dem Skulpteur, Bildhauer und Landartist Penone, der sich in seinem Werk teils auf Gedichte Nootebooms bezogen hat. *Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
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Neues aus unserer Website: Wir jubilieren – 10 Jahre schreibfertig! Alle Infos über unsere Schreibgruppen finden sich auf unserer Startseite. In der Poet’s Gallery präsentiert Luis Schröder seinen Text Sinnlose Kriege, Titel, der für sich spricht, inspiriert vom dem Workshop für Jugendliche „Die Welt neu schreiben“. Unser Buch-Tipp für den August*: Gudrun Hammer: Paul oder: Besuche in der Bilderkammer, Novelle. Packende Geschichte um die Liebe zu einem Mann und die zu den Wörtern sowie Lektürevergnügen erster Güte. Ein Muss für alle zugehörige der Schreibenden Zunft unser Sachbuchtipp Kurt Marti, Wort-Warenladen, so ideenreich wie inspirierende Sammlung an Wortschöpfungen aus den Literaturen der Welt. *Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
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Auch ohne ein Preisschild ahn' ich die Preise/der Sterne, nein, danke, ich kann's mir nicht leisten./Mir ist dieser Aufwand zu groß, zu erlesen./Wie wird damit fertig ein irdisches Wesen?/Ich bin hier ja nur eine winzige Weile:/versäume das meiste, von weitem, in Eile.
Wislawa Szymborska (*1923, † 2012) aus ihrem Gedicht „Geburtstag“
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
in ihrem Gedicht „Geburtstag“ feiert die Grande Dame der polnischen Literatur und Literatur-Nobelpreisträgerin (1996), Wislawa Szymborska (*1923, † 2012), nichts weniger als die Unermesslichkeit von allem was ist. Zurecht fragt sich das Lyrische Ich, ‚wie wird ein irdisches Wesen damit fertig?‘ Sind wir doch nur einen Wimpernschlag lang hier auf der Erde und in diesem kurzen Zeitraum stets beschäftigt und in Eile. Unser gesamtes Sein, mittels eines unerbittlichen Regelwerks auf materielle Effizienz ausgerichtet, steuert unsere Wahrnehmung. Entsprechend verengt ist unser Fokus. Poetisch ins Bild gefasst ist dieses Manko in der obigen Zeile ‚Auch ohne ein Preisschild ahn' ich die Preise/der Sterne ...‘ Da schwingt zugleich der Preis für den Griff zu den Sternen mit, das, wofür unsere brennendsten Wünsche stehen. Dieser Sehnsuchtsort, der zugleich das Potenzial widerspiegelt, das zur Entfaltung gebracht werden will. Darum geht es. Doch angesichts der schieren Unmöglichkeit, dies umzusetzen, kapituliert das lyrische Ich – ‚nein, danke, ich kann's mir nicht leisten‘. Das beschreibt präzise den Punkt, an dem viele angesichts komplex ineinandergreifender Krisen gerade stehen. Ein Patt. Und es scheint, dass sich Lösungen dafür weniger in der Politik finden als in uns selbst. Impulse, neu aufzubrechen, finden sich wiederum in Kunst und Literatur. Etwa bei Hermann Hesse: Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen. In diesem Paradox wiederum liegt eine explosive Kraft, die der Natur eigen ist und somit auch der Natur des Menschen, die Kraft nämlich, die inneren und äußeren Fesseln zu sprengen, die uns daran hindern, in unsere Kreativität zu kommen. Was hält uns ab, uns in diese hineinzuschreiben? In diesem Sinne wieder herzlich
Herzlich, Ihre/Eure erf
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Neues aus unserer Website: Alle Infos über unsere Schreibgruppen finden sich auf unserer Startseite. In der Poet’s Gallery spielt diesmal Roswitha Smailus facettenreich die Frage durch nach der Fähigkeit von uns Menschen, uns wirklich nachhaltig zu verändern und festgefahrenen Mustern zu entkommen, ihnen sozusagen ein Schnippchen zu schlagen. Unser Buch-Tipp im Juli*: T.C. Boyle: Blue Skies, sein jüngster Roman. Hautnah kommen darin allein schon insofern die katastrophalen Folgen des Klimawandels zur Sprache, als er in einem Interview bekannte, sie selbst unmittelbar erlebt zu haben. Auch wenn der Hintergrund geradezu alarmierend ist, gelingt es Boyle nicht zuletzt, dem Leser die ganze Misere in gewohnter Manier aus heiterer Distanz und immer mit einem Quäntchen Humor gewürzt nahezubringen. *Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
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Du, lass dich nicht verbrauchen/Gebrauche deine Zeit/Du kannst nicht untertauchen/
Du brauchst und wir brauchen/Grad deine Heiterkeit/Grad deine Heiterkeit
Wolf Biermann, aus seinem Song „Ermutigung“
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
in den frühen Sechzigern hat Bob Dylan mit The Times They are a-Changing den Wandel eingeläutet, gefolgt 20 Jahre später von Fritjof Capra mit „Wendezeit“, wo er auf der Basis der Verbindung moderner Physik und östlicher Mystik einen ganzheitlichen Ansatz für eine nachhaltig-ökologische Lebensweise propagiert hat, damit zum Begründer des „New Age“ avancierte. Indessen – zu Unrecht – ins esoterische Abseits verwiesen, ist sein Anliegen eines Paradigmenwechsels heute umso dringlicher. Weit vor Beginn des Ukrainekriegs war weltweit bereits die zunehmende Aufrüstung zu beobachten, seit diesem erleben wir nun eine neue Qualität dieser Wandelenergie. „Zeitenwende“ wird uns jetzt alternativlos als zunehmende Militarisierung globalen Stils verkauft.
Schreib dich in den Wandel JETZT!, unser Motto, erweist sich für jeden, der im Schreiben das Mittel seiner Wahl, sich schöpferisch auszudrücken, erkannt hat, als immer entscheidender. Die Veränderung, nach der wir uns sehnen, beginnt in jedem einzelnen. In unseren Köpfen, in unserm Bewusstsein, in unserem Geist. Schreiben ist zugleich das Mittel der Wahl, Bewusstsein zu erforschen. Sei es durch das Erzählen von Geschichten, im Gedicht, sei es in der Reflektion all dessen, was dieser Wandel, in dem wir gerade begriffen sind, mit uns macht und wie wir ihn mittels unseres schöpferischen Potenzials gestalten können. Geist schafft Materie. Brechen wir aus aus unserer nach Kant selbstverschuldeten Unmündigkeit und nehmen die Dinge in die Hand. Lassen wir uns von all dem, was uns zuwiderläuft ‚nicht verbrauchen‘, sondern ‚gebrauchen wir unsere Zeit, bleiben heiter dabei‘. Zum Beispiel im Austausch mit anderen Schreibenden. Unsere Schreibgruppen etwa erleben wir als leuchtenden Freiraum, Keimzellen, in denen wir das Leben im Wandel erforschen, uns gegenseitig ermutigen. Das tun, was wir lieben – alles Wandels Anfang. Packen wir‘s an!
Herzlich, Ihre/Eure erf
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Neues aus unserer Website: Wir jubilieren – 10 Jahre schreibfertig! Neue Wege 23 stehen nach wie vor allen Interessenten offen, und nach wie vor formiert sich neben der Mittwochs-Gruppe eine Offene Schreibgruppe dienstags unter dem Motto Schreib dich in den Wandel – JETZT! Mit Begeisterung wird die erste Offene Schreibgruppe am Samstagvormittag, 11-13:00 Uhr, angenommen, die Gelegenheit, unsere Arbeit kennenzulernen. Einfach mal vorbeischauen! Näheres auf unserer Startseite. In der Poet’s Gallery diesmal Gudrun Hammer mit ihrer jüngst erschienenen Novelle Paul oder Besuche in der Bilderkammer, über die Vito von Eichborn schreibt: „Literatur beginnt mit Sprache. Erst wenn sie mich verführt, finde ich zum Inhalt … Kompliment: Diese Autorin beherrscht ihr Handwerk.“ Unser Buch-Tipp im Juni*: Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt, Inhalt ihrer Frankfurter Poetik-Vorlesungen 2022, in denen es nicht zuletzt um die feinen Fäden zwischen Leben und Schreiben, Fakten und Fiktion geht.
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NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & AltJuni 2023
Will man Schweres bewältigen, muss man es leicht angehen.
Bert Brecht
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
der Sommer steht vor der Tür. Geben wir einmal unserer Sehnsucht Raum – Sehnsucht weitet den Blick – unserer Sehnsucht etwa nach Leichtigkeit. Jetzt, wo uns die letzten drei Jahre bis dato alles andere als das beschert haben und seit dem 24. Februar 2022 vor der Haustür auch noch Krieg ist. Ein bemerkenswerter Zufall, dass Angela Köckritz‘ Band Freude. Über die Entdeckung der Leichtigkeit ausgerechnet punktgenau zum gleichen Datum erscheint. Falsches Buch zur falschen Zeit, möchte man meinen. Umgekehrt wiederum mag es genau richtig sein, sind Freude und Leichtigkeit doch die Kraftquellen, aus denen wir schöpfen und die wir im Übrigen immer schon mit dem Sommer in Verbindung gebracht haben. Endlich wieder leichte Kleidung. Bevorzugt Leichtes, Salate, zu uns nehmen, Straßenfeste genießen und Sommerpartys, Konzerte im Freien, Flirts en passant, ein Lächeln, ein Blick und barfuß tanzen. Mit Vorliebe mittags auf einer Bank am See- oder Flussufer sitzen, in die Wellen schauen oder in die Wolken. Und wie köstlich ist es, sich nach einem heißen Tag am Abend an langen Tischen im Freien bei Aperol-Spritz abzukühlen, mit Leuten, die man nicht kennt, ins Gespräch zu kommen, über Gott und die Welt plaudern. Vor dem Zubettgehen nochmal nachsehen, wo der Große Wagen grad steht, und zum Einschlafen Glücksmomente des Tages passieren lassen und so in Sommer-Träume gleiten. Kurz, ein Resonanzfeld initiieren, in dem sich Freude an Freude reiht, eine imaginäre Leine spannen nicht für Wäsche, sondern eine, an der unsere glücklichen Momente baumeln. Nicht zuletzt lässt sich ein solches schreibend erzeugen.
Beginnen wir damit am besten gleich, ‚man muss es leicht angehen‘!
Herzlich, Ihre/Eure erf
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Neues aus unserer Website: Wir jubilieren – 10 Jahre schreibfertig! Neue Wege 23 stehen nach wie vor allen Interessenten offen, und nach wie vor formiert sich neben der Mittwochs-Gruppe eine Offene Schreibgruppe dienstags unter dem Motto Schreib dich in den Wandel – JETZT! Mit Begeisterung wird die erste Offene Schreibgruppe am Samstagvormittag, 11-13:00 Uhr, angenommen, die Gelegenheit, unsere Arbeit kennenzulernen. Einfach mal vorbeischauen! Näheres auf unserer Startseite. Feinsinnig, zart und kraftvoll zugleich vernehmen wir in der Poet’s Gallery diesen Mai die lyrische Stimme von Renate Glunz. Unser Buch-Tipp Mitte des Monats*: Baek Sehee: Ich will sterben, aber Tteokbokki* essen will ich auch, vom Rowohlt Verlag als „Überraschungs-Bestseller aus Südkorea“ angekündigt, kommt tatsächlich so ungewöhnlich, selbstironisch und witzig daher, wie es der Titel verspricht. Erzählt aus der Perspektive einer nach außen hin erfolgreichen jungen Angestellten in der Social-Media-Abteilung eines großen Verlagshauses, an der innerlich jedoch jede Menge Selbstzweifel nagen, denen sie im Rahmen von Gesprächen mit einem Psychologen auf die Spur kommen will. In Voices FOR FUTURE! wiederum geht es um Nachbarschaft neu denken & Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und die beiden Initiativen nebenan.de sowie innatura gGmbH. *Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten.
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NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & AltMai 2023
... Der Pfau, in feierlichem Staunen, schlägt sein Rad,/die Taube stellt den Federkragen hoch,/vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft,/der Entrich schreit, vom wilden Honig nimmt/das ganze Land ... //Der Fisch errötet, überholt den Schwarm/und stürzt sich ins Korallenbett. ...
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
obige Zeilen aus Ingeborg Bachmanns, Erklär, mir, Liebe!, einer Hymne an das Leben, sind vielleicht in keinem Monat mehr spür- und erfahrbar als im Mai, dem ‚Mozart des Jahres‘. Ein Appell, uns den einzigartigen Geschenken, die er zu bieten hat, nicht zu verschließen – diese überschäumende Energie von Enthusiasmus und Erotik, die einen etwa in der Natur ergreifen kann, wenn der Saft ins Gras schießt, das Grün aus Zweigen bricht, diese Fülle an Blüten von Rhododendren, Flieder, Azaleen explodiert, Düfte und Vogelgesang die Luft schwängern, Enten und Gänse mit ihren frisch geschlüpften Küken die Uferböschungen erkunden. Diese jährlich uns sich offenbarende Erneuerung, die der Frühling uns beschert, erreicht hier und jetzt den Zenit und steht im krassen Gegensatz zu all dem, was derzeit im Außen passiert, wo wir uns nicht gerade, wie von Bachmann intoniert, in das Hohelied der Liebe einstimmen, sondern über Krieg und Waffen debattieren. Der große US-amerikanische Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Philosoph George Steiner, *1929, † 2020, kurz vor seinem Tod: ... so zögere ich manchmal, das Radio einzuschalten, um die Nachrichten zu hören, weil sie oft physisch, moralisch, geistig unerträglich sind. ... Aber man muss weitermachen; wir sind Gäste des Lebens, um weiterhin zu kämpfen, um die Dinge ein ganz klein wenig zu verbessern.
Machen wir also in diesem Sinne weiter und schreiben zum Beispiel über die Liebe – in ihrer rätselhaften Magie, zarten Wucht und Unwiderstehlichkeit ...
Herzlich, Ihre/Eure erf
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Neues aus unserer Website: Wir jubilieren – 10 Jahre schreibfertig! Neue Wege 23 stehen nach wie vor allen Interessenten offen, und nach wie vor formiert sich neben der Mittwochs-Gruppe eine Offene Schreibgruppe dienstags unter dem Motto Schreib dich in den Wandel – JETZT! Mit Begeisterung wurde die erste Offene Schreibgruppe am Samstagvormittag, 11-13:00 Uhr, angenommen, die Gelegenheit, unsere Arbeit kennenzulernen. Einfach mal vorbeischauen! Näheres auf unserer Startseite. In der Poet’s Gallery entführt uns diesmal Sabine Bellmund in ihrer fantastischen Geschichte Die Katze in die geheimnisvolle Welt einer Traum-Nacht, die uns zu verzaubern vermag. Unsere Buch-Tipps Mitte des Monats*: Die Erzählung Arno Geigers, Das glückliche Geheimnis, einer Fundgrube an Einsichten und Erkenntnissen rund um den Alltag eines Schreibenden. Gefolgt von Arno Luik, Rauhnächte, der, mit einer bedrohlichen Krankheit konfrontiert, neben einer persönlichen Bestandsaufnahme, die unter die Haut geht, zugleich mit den Unzulänglichkeiten einer Politik abrechnet, die die Welt dem Abgrund preiszugeben scheint. Last but not least ein Bilderbuch, nicht nur für Kinder: Aus der Vogelperspektive von Tim Birkhead, international anerkannter Ornithologe und emeritierter Professor, brillant illustriert von Catherine Rayner.
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NEWSLETTER www. schreibfertig.com Kleinefeine Schreibschule für Jung & AltApril 2023
Wer auf die Stimme seines Herzens hört statt auf das Marktgeschrei,
und wer den Mut hat, lehrend zu verbreiten, was ihn das Herz gelehrt,
der ist immer originell. Ludwig Börne
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
in seiner überaus lesenswerten Erzählung „Das glückliche Geheimnis“ hat uns Arno Geiger an den heutzutage eher seltener zitierten Ludwig Börne und seinen bemerkenswerten Aufsatz „Die Kunst, in drei Tagen ein Originalschriftsteller zu werden“ erinnert. Börne, Jounalist, Theater- und Literaturkritiker, 1786 im jüdischen Ghetto in Frankfurt am Main geboren († 1837, Paris), gilt, zusammen mit seinem Zeitgenossen, zugleich Konkurrenten, Heinrich Heine, als Wegbereiter und Vater des heutigen, ursprünglich in Frankreich aufgekommenen Feuilletons.
Besagtem Börne-Aufsatz enstammt obige Präambel, einem Plädoyer, beim Schreiben weniger auf das Verstandesbewusstsein zu setzen, als auf das, was uns im Innersten umtreibt, wofür gemeinhin das Herz als Sitz unserer Gefühle steht. Und Börne lässt uns auch wissen, wie dies zu bewerkstelligen wäre: „Nehmt einige Bogen Papier und schreibt drei Tage hintereinander ohne Falsch und Heuchelei alles nieder, was euch durch den Kopf geht. Schreibt, was ihr denkt von euch selbst, von euern Weibern ... und nach Verlauf der drei Tage werdet ihr vor Verwunderung, was ihr für neue, unerhörte Gedanken gehabt, ganz außer euch kommen.“
Raus aus unseren Grübeleien, wo wir allenfalls an der Oberfläche unseres Bewusstseins operieren, stattdessen hinabtauchen in die Fülle unseres Bewusstseinsstroms und zu Papier bringen, was uns dort erwartet. Nicht zuletzt mögen wir auch im Kollektiv aufgefordert sein, die Schicht des eindimensionalen Verstandesbewusstseins wie ein Flugzeug die Schallmauer zu durchbrechen, um in die Fülle eines ganzheitlichen Bewusstseins vorzudringen, das sich durch Verbundenheit auszeichnet mit allem was ist.
Schreiben wir uns also frei in diesem Sinne – herzlich, Ihre/Eure erf
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Neues aus unserer Website: Wir jubilieren! 10 Jahre schreibfertig! Neue Wege 23, stehen indessen offen für alle, die uns folgen wollen: Nach wie vor formiert sich neben der Mittwochs- Gruppe eine Offene Schreibgruppe dienstags unter dem Motto Schreib dich in den Wandel – JETZT!.! Des Weiteren planen wir – neu* – einmal monatlich eine Offene Schreibgruppe am Samstagvormittag, 11-13:00 Uhr, anzubieten. Näheres zu unserem Schreibgruppenangebot wie immer auf unserer Startseite. In der Poet’s Gallery plaudert diesmal Leni Vollmer – nein, nicht aus dem Nähkästchen –, vielmehr lässt sie uns an ihren Waschkeller-Einsichten unter dem Motto „Vogelstrauß“ teilhaben. Unsere Buch-Tipps Mitte des Monats*: Melancolia (2022), drei Erzählungen des rumänischen Schriftstellers Mircea Cărtărescu , dessen Themen um die wundersame Einsamkeit und Fragilität unserer Existenz kreisen. Gefolgt von Kim de l’Horizon, und sein u.a. mit dem Deutschen Buchpreis 2022 ausgezeichnetes Werk Blutbuch, Spurensuche aus der Perspektive eines queeren Körpers, die weniger linear, als multiperspektivisch den Blick weitet vom Entweder Oder zum Sowohl als Auch. Unser Sachbuchtipp wiederum aus der Feder Kurt Martis, Wortwarenladen, Sammlung erlesener Begriffe aus dem Lektürealltag des Pfarres, Rebellen und Poeten*Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten..
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Alles, selbst die Lüge, dient der Wahrheit – Schatten löschen die Sonne nicht aus. Franz Kafka
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
im kafkaschen Sinne dient demnach alles der Wahrheit, sobald es ans Licht kommt. Und wer auch nur einen Blick hinter die Bühne des Weltgeschehens wirft, dem wird nicht entgehen, dass sich da gerade so manches offenbart, was bisher im Verborgenen schwelte, und es nur eine Frage der Zeit sein mag, dass immer mehr in ihre Kraft kommen und all das in den Wandel bringen, was uns als Menschheit nicht mehr dienlich ist: unversöhnliche Gegensätze im politisch-gesellschaftlichen Diskurs, Spaltung und Abgrenzung, statt Verbundenheit und Mitempfinden, Isolation und Vereinzelung, statt Gemeinsinn. Und die, die dem jetzt etwas entgegensetzen, tun dies nicht im Kampfmodus, sondern im Zusammenwirken mit Gleichgesinnten. Dazu gehört natürlich auch die schreibende Zunft. Mit unserem kreativ-künstlerischen Potenzial nehmen wir Einfluss, lassen es in den Lauf der Welt einfließen. Schreib dich in den Wandel JETZT! Sei es ‚im stillen Kämmerlein‘, sei es in einer Gruppe. Ganz, wie es uns gerade entspricht. Als kreativ Schaffende wiederum sind wir in der Lage, Licht ins Dunkel zu bringen. In unser eigenes wie das im Kollektiv, was immer schon Kern jedweden künstlerischen Ausdrucks gewesen ist. Dem legendären Beatles Song Let it be entsprechend, weist uns dabei die darin enthaltene Mehrdeutigkeit den Weg – etwas sein lassen im Sinne von etwas gewähren lassen klingt darin ebenso an wie etwas beenden –, was immer das Gebot der Stunde auch sein mag. Indem wir etwas gewähren lassen, geben wir es frei und eröffnen einen Raum, in dem es zu seiner ureigenen Wahrheit finden kann. Alles ist Schwingung, alles ist wandelbar. Folgen wir dabei unserer ganz eigenen Choreographie und bringen wider das Dunkel der Zeit Wörter zum Klingen und Zeilen zum Tanzen, denn ‚Schatten löschen die Sonne nicht aus‘.
In diesem Sinne herzlich, Ihre/Eure erf
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Neues aus unserer Website: Wir jubilieren! 10 Jahre schreibfertig! Neue Wege 23, stehen indessen offen für alle, die uns folgen wollen: Nach wie vor formiert sich neben der Mittwochs- Gruppe eine Offene Schreibgruppe dienstags unter dem Motto Schreib dich in den Wandel – JETZT!. Weiteres zu unserem Schreibgruppenangebot auf unserer Startseite, demnächst Blog & Podcast. N.der Poet’s Gallery liefert Sonja Kittel frische Poesie & Prosa – Ausgehen an erster Stelle, gefolgt von Karneval und Deine Augen, einer Liebeserklärung. Unsere Buch-Tipps Mitte des Monats*: Begeben wir uns diesmal mit Willi Winkler, Herbstlicht, auf den Spuren Goethes nach Italien. Auf über 1300 Kilometern alten und neuen Pilgerpfaden zu Fuß erkundet er dabei deutsch-österreichisch-italienischen Kulturraum. In Voices FOR FUTURE! kommen unter dem gemeinsamen Motto „Pazifismus heißt gewaltfrei leben“** gleich zwei so differenzierte wie verantwortungsbewusste Stimmen zum Tragen wie die der preisgekrönten Schriftstellerin Daniela Dahn mit Im Krieg verlieren auch die Sieger sowie des Philosophieprofessors Olaf L. Müller mit PAZIFISMUS. Eine Verteidigung. *Hier kann es aus organisatorischen Gründen zu Verzögerungen kommen, wofür wir um Verständnis bitten. **https:// www.hanisauland.de/wissen/lexikon/grosses-lexikon/p/pazifismus.html
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Ich schreibe wie der Wind/der mit der ruhigen Schrift/der Wolken schreibt ...
Aus: Inger Christensens Langgedicht, „Alphabeth“
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
ATMEN, SCHREIBEN, LEBEN lautete Rilkes Credo. Atmen ist unser Ausgangspunkt. Hören wir auf zu atmen, hören wir auf zu leben, oder frei nach Michelangelo und tröstlicher, ‚wechseln wir die Räume‘. Wie viele Redewendungen allein rund um das Atmen prägen nicht unsere Sprache. So mancher atmet auf, wenn der Januar endlich vorbei ist und dem Februar mit seinem Licht, der ihm eigenen Leichtigkeit Platz macht. Spürbar länger die Tage, beschert er uns überdies mit der Faschingszeit Farbe und ungeahnte Freiheiten. Wir atmen durch, wenn wir in unsere Kraft kommen wollen. Außer Atem, atemlos, geraten wir nicht selten in Atemnot. Fällig ist dann eine Atempause, um zu verschnaufen, bevor es weitergeht im Takt, den der Alltag vorgibt. Verbunden mit dem Atem ist die Luft, ist der Wind, sind die Wolken. Damit steht der Atem wiederum eng in Verbindung mit der Inspiration, inspirare – einatmen, spirit – Geist. In dem schön anarchischen Bibelwort „Der Geist weht, wo er will“ fließt nun mit der Inspiration, die dem Menschen sozusagen den Geist einhaucht und dadurch seine Schöpfermacht entfacht, alles zusammen, was vom Atem initiiert wurde.
Leichter als Luft, flüchtig, den stets beweglichen Wolken gleich, ist die Poesie, die wie jede sprachliche Äußerung mit der Atmung einhergeht. Vom ersten Schrei an, den wir tun, bis zum letzten Atemzug, den wir aushauchen mögen, ist der Atem untrennbar mit unserer Stimme verbunden. Allen elementaren Lebensäußerungen geht der Atem voraus. Angefangen beim alltäglichen Sprechen, Tratschen, Plaudern und natürlich auch, wenn wir singen. Nicht zuletzt entlockt uns der Atem in Liebe und Sexualität manch‘ lustvollen Seufzer bis hin zum verzückten Schrei. ATMEN, SCHREIBEN, LEBEN. Greifen wir es auf, dies rilkesche Motto, und lassen uns davon inspirieren.
Viel Spaß dabei!
Herzlich, Ihre/Eure erf
Fanger & Fanger
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Weil jeder Mensch aufgrund des Geborenseins ein initium, ein Anfang und Neuankömmling in dieser Welt ist,können Menschen Initiative ergreifen, Anfänger werden und Neues in Bewegung setzen. Hannah Arendt
Liebe Schreibfreudige, Freund:innen & Interessierte,
hinter uns die emotional aufgeladene Zeit zwischen den Jahren, die uns wie keine andere mit Sehnsüchten, Wünschen und Erinnerungen konfrontiert hat, flankiert von
Engeln & Dämonen, für viele so niederschmetternd wie lichtvoll, erhaben und beglückend zugleich. Kurz, eine Zeit, die das Potenzial birgt, die Weichen für das Neue zu stellen, das nun vor uns
liegt wie ein weißes Blatt Papier. Wie dem Januar „Zauber des Anfangs“ abtrotzen in Zeiten des Wandels wie diesen, wo alte Gewissheiten zusehends in Wanken geraten sind und niemand weiß, wie es
weitergehen mag. Wer festhalten will an alten Wahrheiten, wird es jetzt nicht leicht haben. All diejenigen hingegen, die schon lange das Gefühl hatten, dass wir uns als Menschheit neu ausrichten
müssen, um fortzubestehen, werden gerade diese Zeit nützen können, jetzt neue Wege zu gehen und endlich das in Angriff zu nehmen und in die Welt zu bringen, wofür sie immer schon einstehen
wollten. Das heißt für alle Schreibende nicht zuletzt, auf den Prüfstand zu stellen, welchen Stellenwert wir unserem Schreiben einräumen wollen. Ob wir es weiterhin zulassen, „keine Zeit“ zu
haben für das, was uns wirklich am Herzen liegt, es „unter ferner liefen“ zu verorten, anstatt es „an erste Stelle“ zu setzen. Von wem lassen wir uns in die Pflicht nehmen und es zu, dabei die
Verpflichtung uns selbst gegenüber preiszugeben, das zu leben, was wir sind, wovon wir wissen, dass es uns erfüllt. Mögen wir daher im Sinne Hannah Arendts einmal mehr ‚Anfänger werden und Neues
in Bewegung setzen.‘ Jede/r Einzelne ist dabei so willkommen wie gefragt! Happy Days in 2023,
Ihre/Eure erf
Fanger & Fanger
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